Meißen und Wolmirstedt: AfD scheitert zweimal

Meißen und Wolmirstedt bekommen parteilose Bürgermeister

  • Hendrik Lasch
  • Lesedauer: 2 Min.
Meißen mit Albrechtsburg und Dom gilt als »Wiege Sachsens« - und bekommt keinen AfD-Oberbürgermeister.
Meißen mit Albrechtsburg und Dom gilt als »Wiege Sachsens« - und bekommt keinen AfD-Oberbürgermeister.

Der Vormarsch der AfD in den Kommunen ist nicht unaufhaltbar. Das bewiesen zwei Rathauswahlen am Sonntag. Im sächsischen Meißen wurde bereits im ersten Wahlgang der parteilose bisherige Finanzbürgermeister Markus Renner mit 58,5 Prozent zum neuen Oberbürgermeister gewählt. Der von der AfD aufgestellte frühere NPD-Mann René Jurisch kam nur auf 30,43 Prozent, für den FPD-Politiker Martin Bahrmann stimmten gut elf Prozent. In Wolmirstedt in Sachsen-Anhalt siegte mit Mike Steffens ebenfalls ein parteiloser Bewerber im ersten Wahlgang. Er erreichte mit 54,3 Prozent die absolute Mehrheit. AfD-Kandidat Mathias Knispel landete bei 36,16 Prozent, SPD-Bewerber Steffen Steinhagen kam auf knapp zehn Prozent.

Vor allem in Meißen, das als »Wiege Sachsens« geht, hatte die in Sachsen als gesichert rechtsextremistisch eingestufte AfD erhebliche Ressourcen in den Wahlkampf gesteckt. Bundespolitiker hatten Jurisch unterstützt, rechtsextreme Influencer und das Magazin »Compact« hatten sich an der Kampagne für den 51-jährigen Bauunternehmer beteiligt, der bei der Stadtratswahl im Juni 2024 das beste Ergebnis eines Einzelbewerbers erzielt hatte. Bei der Wahl des Stadtoberhaupts erhielt er allerdings mit 3570 Stimmen nur gut halb so viele, wie die AfD bei der Bundestagswahl im Februar in Meißen eingefahren hatte.

Für die Niederlage der AfD dürfte zum einen ein breiter Schulterschluss in der demokratischen Stadtgesellschaft verantwortlich sein. Eine Initiative, der auch rund 30 Stadträte von CDU über Freie Wähler bis Linke angehörten, hatte zur Wahl von Renner aufgerufen. Der 45-Jährige arbeitet seit 2016 als Finanzchef im Rathaus und war zuletzt Stellvertreter von Oberbürgermeister Olaf Raschke, der nach 21 Jahren nicht erneut kandidierte.

Eine breite demokratische Mehrheit stellte sich in Meißen gegen den AfD-Bewerber.

Zum anderen hatten linke Gruppen Jurischs Behauptung konterkariert, die NPD-Mitgliedschaft sei nur eine »Jugendsünde« gewesen. Ein Flyer mit Social-Media-Posts aus jüngerer Zeit belegte dessen anhaltende Nähe zu rechtsextremen Positionen.

Auch in Wolmirstedt hatte die AfD einiges investiert. Erst vor wenigen Tagen veranstaltete die Partei, die bei der Stadtratswahl 2024 mit 28 Prozent stärkste Kraft wurde, ein Sommerfest, zu dem 2000 Gäste in die 12 000 Einwohner zählende Stadt kamen. Knispel, der bei der Ratswahl mit 1605 Stimmen das zweitbeste Einzelergebnis erzielt hatte, konnte dieses zwar steigern. Als Bürgermeister wollte ihn aber eine Mehrheit der Wähler nicht sehen.

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