Solidarität nach Brandanschlag gegen Linke

Elmshorn: Gartenhaus von Lokalpolitikerin abgebrannt. Politisch motivierte Tat vermutet

  • Dieter Hanisch
  • Lesedauer: 3 Min.
Obwohl die Feuerwehr schnell kam: Das Gartenhäuschen brannte innerhalb kürzester Zeit nieder.
Obwohl die Feuerwehr schnell kam: Das Gartenhäuschen brannte innerhalb kürzester Zeit nieder.

Bei der Linken im Kreis Pinneberg will niemand an unpolitischen Vandalismus oder einen Zufall glauben: Der mutmaßliche Brandanschlag auf die Gartenlaube von Linke-Kreissprecherin Karin Kunkel in der Nacht zum 8. September in Elmshorn trägt die Handschrift rechter Gewalt. Seither hat es zahlreiche auch ganz praktische Solidaritätsbekundungen gegeben: Die Zivilgesellschaft in der 53 000-Einwohner-Stadt rückt zusammen.

»Wir sind weder naiv noch hysterisch« kommentiert Kunkel gegenüber »nd« die Straftat. Die 52-Jährige ist froh, dass es »nur« zu materiellem Schaden gekommen ist, dessen Höhe sich nach ihrer Schätzung auf mehrere Tausend Euro beläuft. Die Spurensuche der Polizei weist in eine Richtung, die überhaupt nicht nach einem Einbruch aussieht, denn es ist nichts entwendet worden.

Ein technischer Defekt kann nach Auffassung von Kunkel, die ihre Partei auch im Elmshorner Stadtparlament vertritt, ebenfalls ausgeschlossen werden, denn es gibt keinen Stromanschluss auf ihrer Parzelle. Auch an die Möglichkeit sich selbst entzündender Grillkohle glaubt niemand. Offiziell ermittelt die Polizei bislang aber nicht wegen einer politisch motivierten Straftat.

Will sich nicht einschüchtern lassen: Linke-Kreissprecherin Karin Kunkel
Will sich nicht einschüchtern lassen: Linke-Kreissprecherin Karin Kunkel

Noch einen Tag vor dem Feuer hat der Linke-Kreisverband auf dem Grundstück von Kunkel in der Heinrich-Hauschildt-Kleingartenkolonie sein Sommerfest gefeiert. Ein Pavillon mit der Aufschrift »Die Linke« wies darauf hin. Die Erzieherin bezeichnet die Gemeinschaft der Gartenpächter als »vorbildliches Idyll« einer kulturellen Vielfalt, was sich auch in einem besonders freundlichen und solidarischen Miteinander zeige. Nun mache sich das erste Mal Angst breit, sagt Kunkel. Sie selbst will sich jedoch nicht einschüchtern lassen.

»Mal ein Hakenkreuz auf einem Mülleimer, mal Aufkleber der AfD – natürlich ist auch in Elmshorn ein politischer Rechtsruck zu bemerken«, schildert die Kommunalpolitikerin ihre Eindrücke. Die örtliche Politik ist momentan vom Wahlkampf geprägt, denn am 28. September können die Bürger ihren Oberbürgermeister neu wählen. Rechtsaußen-Parteien haben aber keinen Kandidaten aufgestellt. SPD-Bewerber Arne Klaus, der von der Linken unterstützt wird, war am 6. September bei deren Gartenfest dabei. Diese Tatsache wurde umgehend in den sozialen Medien verbreitet.

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Die AfD hat in Elmshorn derzeit keinen Vertreter im Stadtparlament. Der Ort gilt nicht als eine Hochburg der rechten Szene in Schleswig-Holstein. Das war vor 25 Jahren noch ganz anders, als Mordaufrufe gegen den damaligen IG-Metall-Sekretär Uwe Zabel und die Bürgermeisterin Brigitte Frontzek (SPD) kursierten. Auch daran erinnerte Lorenz Gösta Beutin, Bundestagsabgeordneter der Linken für Schleswig-Holstein, als er dazu aufrief, dem Rechtsruck entschlossen entgegenzutreten.

Über eine Spendenaktion mit dem Titel »Solidarität bleibt unsere Waffe« auf dem Portal Goodcrowd.org kamen indes innerhalb weniger Tage 8000 Euro zusammen, ein bemerkenswertes Signal der Solidarität. Die Unterstützung kam nicht nur aus Schleswig-Holstein, sondern auch aus Hamburg und Niedersachsen. Und an einer Kundgebung gegen rechten Terror nahmen rund 60 Menschen teil, OB-Kandidat Arne Klaus lief vorneweg.

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