Apokalypse im Sudan: Und die Welt schaut zu

Martin Ling über die Apokalypse im Sudan

Kämpfer der Rapid Support Forces (RSF) feiern sich am 26. Oktober auf ihrem Tele­gram-Account für den Einzug in Al-Fascher.
Kämpfer der Rapid Support Forces (RSF) feiern sich am 26. Oktober auf ihrem Tele­gram-Account für den Einzug in Al-Fascher.

Sie ist in vollem Gange: »Apokalypse Sudan« titelte die sudanesische Schriftstellerin Fatin Abbas im August 2024 ihren Essay, der mit eindringlichen Worten begann: »Der Machtkampf von zwei Generälen hat zu 150 000 Toten und zehn Millionen Vertriebenen geführt. Alle zwei Stunden verhungert ein Kind. Und die Welt? Hat gerade anderes zu tun.«

Mehr als ein Jahr später sind die Zahlen der Toten und Vertriebenen weiter gestiegen. Und die Welt hat weiter anderes zu tun, dabei ist sie sehr wohl in den Krieg verwickelt. Die reguläre Armee (SAF) bekommt Waffen aus und über Ägypten, das als verlängerter Arm der USA in der Region agiert. Die paramilitärischen Milizen der Rapid Support Forces (RSF) werden von den Vereinigten Arabischen Emiraten in Kooperation mit Russland mit Waffen eingedeckt. Und die beiden Kriegsführer und einstigen Partner – Abdel Fattah Al-Burhan, Armeegeneral und Präsident Sudans, sowie Mohammed Hamdan »Hemeti« Dagalo, einst Vizepräsident und Chef der RSF – wurden nach dem Sturz ihres Dienstherrn Omar Al-Baschir vom Westen, namentlich von den USA und der EU, als neue Machthaber gestützt. Entgegen der Forderung der sudanesischen Demokratiebewegung.

Mit der Eroberung der Stadt Al-Fascher durch die RSF ist Sudan einer neuen Abspaltung deutlich näher gekommen. 2011 wurde der Südsudan nach einem Referendum unabhängig, auch dort tobt der Krieg um Ressourcen. Jetzt kontrollieren die RSF mit Darfur nahezu den kompletten Westen. Die ethnische Vertreibung hat längst eingesetzt. Solange die Unterstützer der Kriegsparteien weiter an die begehrten Rohstoffe kommen, werden das Leiden der Bevölkerung und der Zerfall des Sudans billigend in Kauf genommen.

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