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Linkspolitiker Mamdani wird neuer Bürgermeister von New York
Demokrat mit Zehn-Punkte-Vorsprung gegenüber dem früheren Gouverneur Cuomo
New York City. Der linke Demokrat Zohran Mamdani hat übereinstimmenden Hochrechnungen von US-Medien zufolge die auch landesweit bedeutsame Bürgermeisterwahl in New York gewonnen. Der 34-Jährige lag nach Auszählung von mehr als 97 Prozent der Stimmen uneinholbar vorn, wie die Nachrichtenagentur AP und mehrere US-Fernsehsender auf Basis von Zahlen der New Yorker Wahlleitung meldeten.
An der Spitze der größten Stadt der USA und als erster Muslim in diesem Amt könnte der charismatische Newcomer zu einem gewichtigen Gegenspieler von US-Präsident Donald Trump werden. Trump hatte noch kurz vor der Wahl damit gedroht, Bundesmittel für die Stadt auf das absolute Minimum zu begrenzen, sollte Mamdani gewinnen.
New York City gilt nicht nur als wirtschaftliches und kulturelles Zentrum der Vereinigten Staaten. Auch politisch hat die Ostküstenmetropole mit rund acht Millionen Einwohnern besonderes Gewicht.
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Mamdani setzte sich den vorläufigen Hochrechnungen zufolge mit rund zehn Prozentpunkten Vorsprung gegen New Yorks früheren Gouverneur Andrew Cuomo durch, der nach seiner Niederlage in der demokratischen Vorwahl als unabhängiger Kandidat angetreten war und seine Niederlage bereits eingestand. Der Republikaner Curtis Sliwa landete demnach weit abgeschlagen dahinter. Trump hatte zur Wahl Cuomos aufgerufen, um einen Sieg Mamdanis zu verhindern.
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Mehr als zwei Millionen Menschen gaben ihre Stimme ab – nach Angaben der Wahlleitung so viele wie seit 1969 nicht mehr. Der bisherige Bürgermeister, der Demokrat Eric Adams, war trotz eines Korruptionsskandals ebenfalls ins Rennen gegangen, zog seine Kandidatur dann aber wegen geringer Erfolgschancen zurück. Auch er gratulierte Mamdani zu seinem Wahlsieg.
Zahlreiche weitere prominente Politiker gratulierten Mamdani ebenfalls. Der Linkskandidat habe »einen der größten politischen Umstürze in der modernen amerikanischen Geschichte« geschafft, schrieb der linke Senator Bernie Sanders auf X. Die aus New York stammende ebenfalls linke Kongressabgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez bezeichnete Mamdanis Wahlsieg als »einen großen Schritt hin zu einer besseren Zukunft für unsere Stadt«, der auch eine Botschaft an US-Präsident Trump sende: »Er weiß, wenn er sich mit uns anlegt, dann legt er sich mit dem ganzen Land an.«
Mamdani wurde in Uganda geboren, hat indische Wurzeln und gilt als Aufsteiger der US-amerikanischen Linken. Derzeit ist er noch Abgeordneter im Parlament des Bundesstaates New York.
Im Wahlkampf versprach er eine Politik, die sich vor allem an den Bedürfnissen von Gering- und Durchschnittsverdienern orientiert und die horrenden Lebenshaltungskosten in der Metropole senken soll: Er plant einen Mietendeckel, kostenlose Busse und Gratis-Kinderbetreuung. Finanziert werden soll das durch höhere Steuern für Wohlhabende und Unternehmen.
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Seine Gegner warfen ihm unter anderem mangelnde Erfahrung vor. Zudem stieß seine Kritik an Israels Regierung in Teilen der jüdischen Bevölkerung New Yorks auf Ablehnung. Cuomo versuchte im Wahlkampf unter anderem mit Erinnerungen an die Terroranschläge vom 11. September 2001 islamfeindliche Ressentiments zu schüren und Stimmung gegen Mamdani zu machen – auch wenn er sich danach wieder davon distanzierte.
Mamdanis Erfolgsgeschichte fordert die etablierten Machtstrukturen in der US-Politik heraus. Er steht für einen Bruch mit dem bisherigen Kurs der Demokraten und ist zugleich ein Feindbild für Trump und dessen Republikanern. Seinen Wahlkampf finanzierte Mamdani überwiegend durch Kleinspenden – ein bewusstes Signal gegen den Einfluss großer Geldgeber, den er Republikanern wie Demokraten gleichermaßen vorwirft. Im Wahlkampf wurde er vor allem von jungen Wählern, Gewerkschaften und vielen Menschen mit Einwanderungsgeschichte unterstützt.
Erwartet wird, dass sein Erfolg eine innerparteiliche Debatte bei den Demokraten befeuert: zwischen jenen, die auf eine deutlich linkere Ausrichtung setzen, um Präsident Trump die Stirn zu bieten, und denen, die für einen moderateren Kurs werben. Mamdani und seine politischen Unterstützer sehen das Wahlergebnis als Beleg dafür, dass linke Politik in den USA mehrheitsfähig sein kann. dpa/nd
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