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Weimer-Gate: Zeit mit Ministern verkauft
Der Kulturstaatsminister und seine Frau versprechen für viel Geld Einfluss auf Politik
Der CDU-nahe Kulturstaatsminister Wolfram Weimer steht nach einer Recherche von »Apollo News« unter Druck: Seine Weimer Media Group veranstaltet seit 2012 jährlich den »Ludwig-Erhard-Gipfel«, bei dem sich Unternehmen für hohe Summen Zeit mit Bundesminister*innen kaufen können. Das rechtsextreme Portal hat dazu unter anderem Screenshots veröffentlicht.
An der Firma halten Weimer und seine Frau Christiane Goetz-Weimer je 50 Prozent der Anteile. Sie ist auch Herausgeberin von Zeitschriften und Online-Portalen, darunter »The European«, das jüngst Schlagzeilen machte, weil es durch Übernahme von Artikeln anderer Medien Urheberrechte verletzt haben soll.
Der Kulturstaatsminister ist seit seinem Amtsantritt nicht mehr Geschäftsführer der Weimer Media Group – profitiert aber über seine Ehe weiterhin wirtschaftlich davon. Allein die Teilnahme am »Tegernsee-Gipfel« kostet 3000 Euro – inklusive »Gipfelnacht«. Für Weimers besonders lukrativ sind laut der Recherchen aber die Pakete »Zugspitze« (40 000 Euro), »Matterhorn« (60 000 Euro) und »Mont Blanc« (80 000 Euro). Sie beinhalten Zugang zu einer »exklusiven Executive Night«. Als teilnehmende Minister*innen der kommenden Konferenz im April 2026 werden Konservative wie Katherina Reiche (Wirtschaft), Thorsten Frei (Kanzleramt), Dorothee Bär (Forschung) und Alois Rainer (Landwirtschaft) angekündigt.
Der »Tegernsee-Gipfel« wird auch durch staatliche Mittel finanziert: Die bayerische Landesregierung unterstützte über ihre Agentur »Bayern Innovativ« in den Jahren 2022 und 2023 mit je 75 000 Euro, 2024 mit 140 000 Euro und 2025 mit 165 000 Euro. Das Bundesland will nun klären, ob die Förderung fortgesetzt wird.
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Weimer nennt die Vorwürfe »Lüge« und kündigt über einen Medienanwalt juristische Schritte an. Der stellvertretende Regierungssprecher Sebastian Hille kommentierte nur knapp: Weimer sei in der Firma nicht mehr in verantwortlicher Position.
Die Opposition im Bundestag reagiert scharf. Sven Lehmann (Grüne), Vorsitzender des Kulturausschusses, fordert vollständige Transparenz über staatliche Verbindungen des Weimer-Unternehmens. David Schliesing, medienpolitischer Sprecher der Linken, wirft dem Kulturstaatsminister »das direkte Vergolden seines Amtes« vor. Der Ko-Parteivorsitzende Jan van Aken: »Da haben sich Millionäre mit Wolfram Weimer einen Staatssekretär gekauft und mit Friedrich Merz einen Millionär zum Kanzler gemacht.«
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