Ohne die USA demokratischer

Bei der Klimafonferenz gibt es neue Konstellationen

  • Chrsitian Mihatsch, Belém
  • Lesedauer: 2 Min.
Donald Trump ist nur wegen seiner Ölbohrpolitik in Belém präsent.
Donald Trump ist nur wegen seiner Ölbohrpolitik in Belém präsent.

Die US-Regierung hat keinen einzigen Vertreter zur UN-Klimakonferenz in Belém geschickt. Das ist folgerichtig, weil Washington 2026 wieder aus dem Paris-Abkommen aussteigen wird. Anders als beim ersten Mal, als viele Länder die Wahl Donald Trumps als eine Art Unfall ansahen, erwartet jetzt niemand den baldigen Wiedereintritt der USA.

Dadurch hat sich das Gefüge der Länder fundamental verändert, denn die USA führten den Block der Industriestaaten an und China den Block der Entwicklungsländer. Jeder gewichtigen Einigung bei einer Klimakonferenz ging bisher eine Washington-Peking-Übereinkunft voraus. Ohne den Gegenpart ist nun auch China nur noch ein Land unter anderen. Die Frage, wer die von den USA hinterlassene Lücke füllt, führt daher in die Irre. Das ganze Gefüge kalibriert sich neu.

Zudem fällt das Feindbild weg, das die USA für viele ärmere Länder und zivilgesellschaftliche Organisationen darstellte. Dies verändert auch den Ruf nach deutlich mehr Klimageld von den Industriestaaten, ja nach Reparationszahlungen für Klimaschäden. Niemandem dürfte entgangen sein, dass manche »Entwicklungsländer« längst finanzstärker sind als viele EU-Länder.

Durch den Wegfall der USA sind alle Länder also gleicher, und die Verhandlungen werden demokratischer. Das wiederum stärkt das Gefühl: »Wir sitzen alle im gleichen Boot.« Und so stehen in der Schlussphase von COP 30 die Chancen gar nicht schlecht, dass die brasilianische Präsidentschaft ihr Ziel erreicht: alle Länder davon zu überzeugen, dass es eine »Mutirão« braucht, eine kollektive Anstrengung. Dann hätte vielleicht auch das Klima noch eine Chance.

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