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Strack-Zimmermann fordert Musterung von Frauen
Mehrheit der Bevölkerung befürwortet einen halbjährigen Pflichtdienst
Berlin. Die Diskussion über einen möglichen Pflichtdienst und eine Reform des Wehrdienstsystems gewinnt weiter an Fahrt. Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Europaparlament, Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), hat sich dafür ausgesprochen, Frauen künftig ebenso wie Männer verpflichtend zur Musterung heranzuziehen. »Es gibt keinen Grund, auf die Hälfte der Bevölkerung zu verzichten«, sagte sie der »Welt«. Auch verfassungsrechtlich sei dies möglich. Den von der Bundesregierung geplanten Fragebogen, der jährlich rund 700 000 junge Menschen erreichen soll und für Frauen freiwillig wäre, hält sie für »überflüssig«. Stattdessen solle die Musterung direkt an Schulen, Berufsschulen und Ausbildungsstätten erfolgen. Attraktivität entstehe »nicht durch Papier, sondern durch klare Angebote: Stipendien, Zuschüsse, echte Perspektiven«.
Nach den Plänen der Bundesregierung für einen neuen, auf Freiwilligkeit basierenden Wehrdienst soll es künftig eine verpflichtende Musterung geben. Vorgesehen ist diese für alle jungen Männer ab Jahrgang 2008, während Frauen sich freiwillig mustern lassen können. Zudem sollen junge Menschen beider Geschlechter per Fragebogen angeschrieben werden – für Frauen ist eine Antwort freiwillig.
Eine aktuelle Umfrage des Instituts Forsa im Auftrag von »stern« und »RTL« zeigt, dass eine Mehrheit der Bevölkerung einen »allgemeinen Pflichtdienst« befürwortet. Drei Viertel der Befragten sprechen sich für einen mindestens sechsmonatigen Dienst für Männer und Frauen aus, nur 23 Prozent lehnen dies ab. Bei Männern liegt die Zustimmung mit 78 Prozent etwas höher als bei Frauen (72 Prozent). Besonders groß ist die Unterstützung unter Anhänger*innen der Grünen (90 Prozent) und der Union (86 Prozent), gefolgt von der SPD (77 Prozent). Skeptischer zeigen sich AfD- und Linke-Wählerschaften (jeweils 62 Prozent Zustimmung).
Für das Konzept einer sozialen Pflichtzeit setzt sich unter anderem Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ein. Junge Frauen und Männer könnten demnach wählen, ob sie einen Dienst bei der Bundeswehr leisten möchten oder in anderen Bereichen wie zum Beispiel dem Katastrophenschutz, dem Umweltschutz oder einer sozialen Einrichtung. Die Umfrage wurde am 13. und 14. November unter 1009 Befragten durchgeführt; die statistische Fehlertoleranz liegt bei 3 Prozentpunkten. AFP/nd
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