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Grüne-Jugend-Chefin Henriette Held will »radikaler werden«
Held fordert Klimapolitik mit sozialer Gerechtigkeit
Berlin. Die Vorsitzende der Grünen Jugend, Henriette Held, dringt im Vorfeld des Bundesparteitags der Grünen darauf, die Themen Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit stärker zusammenzudenken. »Es ist jetzt wichtig, wieder die Partei zu werden, die Klimapolitik in den Vordergrund stellt, ohne dabei die Frage der sozialen Gerechtigkeit aus den Augen zu verlieren«, sagte Held der Nachrichtenagentur AFP. Generell müssten die Grünen in Gerechtigkeitsfragen wieder »radikaler werden«.
Ausdrücklich begrüßte Held, »dass die Themen Klima und Energie auf der Bundesdelegiertenkonferenz einen Schwerpunkt bekommen«. Es sei richtig, »Klimaschutz wieder deutlicher ins Zentrum politischer Entscheidungen zu rücken«, sagte die Mitte Oktober neu gewählte Sprecherin der Grünen-Nachwuchsorganisation. Allerdings ist »die Klimakrise immer auch eine Frage von sozialer Gerechtigkeit«, betonte sie weiter. »Wer die ökologische Transformation ernst meint, muss gleichzeitig dafür sorgen, dass sie für alle Menschen machbar und bezahlbar ist.«
Die Grünen hätten in den Ampel-Jahren in Klima-, aber auch in Migrationsfragen viel Vertrauen verloren, »auch und gerade bei jungen Menschen«, sagte Held. Dies gelte es »offen einzugestehen« und politisch aufzuarbeiten. »Wer glaubwürdig sein will, müsse ökologische und soziale Gerechtigkeit konsequent zusammendenken und politische Lösungen anbieten, die wirklich in den Lebensrealitäten der Menschen ankommen.«
Die Grüne Jugend setzt dabei auf konkrete politische Projekte. »Dazu gehört etwa ein neues Neun-Euro-Ticket, das klimafreundliche Mobilität ermöglicht und Menschen spürbar entlastet«, sagte Held. In einem Änderungsantrag für den Parteitag fordert die Nachwuchsorganisation zudem einen »Klima-Soli«. »Hochvermögende sollen einen fairen Beitrag zur Transformation leisten, damit die Energiewende nicht an den finanziellen Möglichkeiten einzelner scheitert«, erläuterte Held.
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Wichtig sind ihr zudem mehr positive Botschaften. »Wenn wir über die Klimakrise nur in Bildern von Bedrohung und Verzicht sprechen, verlieren wir viele Menschen«, warnt Held. Dann entstehe schnell das Gefühl: »Die Grünen wollen mir etwas wegnehmen, erst das Schnitzel, dann das Auto.« Die Partei müsse daher »raus aus dem Kulturkampf und stattdessen Hoffnung organisieren: mit greifbaren Ideen für ein gutes, sicheres Leben«. Dazu gehörten auch bezahlbare Mieten. Die Menschen müssten wieder sehen: »Wir machen Politik für ihre Lebensrealitäten, nicht für politischen Machterhalt.«
Mit Blick auf das in den vergangenen Jahren häufig angespannte Verhältnis zwischen Grüner Jugend und ihrer Mutterpartei lobt Held den »direkten, guten Austausch«, den es zwischen dem neuen Sprecher-Duo von ihr und Luis Bobga und der Partei- und Fraktionsspitze der Grünen gebe. Die Partei müsse Anliegen junger Menschen inhaltlich stärker aufgreifen, verlangt die 23-Jährige weiter – auch zum Beispiel in der Debatte über die Wehrpflicht. »Gleichzeitig erwarten wir, dass die Partei deutlich macht, dass sie uns als Verbündeten begreift, nicht als Gegner«, fügt sie hinzu. »Das hat die letzten Jahre gefehlt.« AFP/nd
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