Bruderzwist

  • Klaus Joachim Herrmann
  • Lesedauer: 2 Min.

Just wurde gestern von City-Airport Tempelhof e.V. militärisch knapp zur Rettung des scheidenden Berliner Stadtflughafens die Einleitung der »Schlussoffensive« befohlen, da war Genosse Steinbrück schon kampfbereit. Als Finanzminister leistete er eine Woche vor dem Volksentscheid Heckenschützenhilfe – nicht den eigenen Leuten. Ausgerechnet im längst zum Lagerkampf nach Art des Kalten Krieges stilisierten Streit um Tempelhof wechselte er zu der Rot-Rot feindlichen Truppe und ließ verbreiten, dass beim Erhalt des Flughafens »der Bund die laufenden Kosten trägt«. Damit passte er wunderbar zu Kanzlerin Merkel und ihrem Berliner CDU-Fraktionschef Pflüger an der Spitze schwarz-gelber Heerscharen gegen den Regierenden Bürgermeister. Pflüger dankte.

Das ist bitter für die Berliner Sozialdemokraten, zwischen dem Roten-Rathaus-Chef Wowereit und dem obersten Rechner tobt Bruderzwist. Der offenbart erschreckende innere Zustände der SPD und währt schon länger. Bei Tempelhof kulminierte er zuletzt in dem zu Recht als unsittlich zurückgewiesenen Angebot, Geld für Opern an Kostenübernahmen beim Airport durch Berlin zu koppeln. Mit dem Gutachten, dass eingeschränkter Flugbetrieb den Schönefelder Bau nicht gefährde, hatte Steinbrück schon zuvor gegen seine Genossen gestichelt.

Vielleicht sichert sich Steinbrück mit solchem Beistand beim davon begünstigten politischen Gegner Beifall und Anerkennung oder auch einen Ehrenplatz auf der nächsten Werbeanzeige von Großindustrie und Hochfinanz für den Nobel-Airport. Kaum mehr wird er aber zu Respekt, Herz und Verstand seiner und der anderen Berliner Genossen finden.

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