Zweierlei Recht an den Hochschulen?

  • Peter Nowak
  • Lesedauer: 2 Min.
Karikatur: Christiane Pfohlmann
Karikatur: Christiane Pfohlmann

Der Tenor der Pressemitteilung des freien zusammenschluss von studentInnenschaften (fzs) klingt übertrieben: Von rassistischer Diskriminierung und Gesinnungstests für ausländische Studierende in Deutschland ist dort die Rede. Da konkrete Beispiele fehlen, ist man schnell geneigt, die Erklärung als Panikmache beiseitezulegen. Doch tatsächlich rückt sie den Umgang gegenüber ausländischen Studierenden in den Mittelpunkt, der in der letzten Zeit zu Unrecht in der Öffentlichkeit kaum noch kritisch diskutiert wurde.

Das Aufenthaltsgesetz des Bundes ermächtigt die Länder zur speziellen Befragungen bei der Erteilung von Aufenthaltsgenehmigungen. »Dadurch werden bestimmte Studierende unter den Generalverdacht des Terrorismus gestellt. Die Vergabe des Aufenthaltsrechts wird an die Antworten geknüpft und kann auch nachträglich unter dem Vorwand der falschen Beantwortung entzogen werden«, kritisiert dies fzs-Vorstandsmitglied Martin Menacher. Besonders moniert wird die Überprüfungspraxis in Nordrhein-Westfalen, weil die Befragungen dort geheim sind und den Betroffenen das Hinzuziehen eines Rechtsbeistandes verwehrt wird.

An kritischen Stimmen hat es schon vor Verabschiedung des Gesetzes nicht gefehlt. So schlug im Herbst 2006 das Deutsche Studentenwerk Alarm, nachdem eine Studie zu dem Ergebnis gekommen war, dass ein Viertel der damals 186 000 ausländischen Studierenden über sehr große Schwierigkeiten mit dem Visum und der Aufenthaltserlaubnis in Deutschland klagte.

Der Bundesverband ausländischer Studierender (BAS) warnt davor, dass die Ungleichbehandlung nichtdeutscher Kommilitonen Ressentiments und Rassismus an den Hochschulen schürt. Nach einer im Herbst 2007 von dem Verband erstellten Studie waren zwölf Prozent der befragten deutschen Studierenden der Meinung, dass es in Deutschland zu viele Ausländer gibt. Der rechtlichen Diskriminierung folgt die im Alltag also auf den Fuß.

Der Autor ist freier Journalist und lebt in Berlin.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal