Mehrheit gegen Kapitalfonds

Dänisches Parlament zwingt Regierung zu Offensive in der EU

  • Andreas Knudsen, Kopenhagen
  • Lesedauer: 2 Min.
Die Einkaufsoffensive von Beteiligungsfonds hat in den letzten Jahren in Dänemark so viel Unmut anstauen lassen, dass sich eine ungewöhnliche Parlamentsmehrheit gefunden hat, um ihnen Steine in den Weg zu legen.

Auch in der dänischen Öffentlichkeit gibt es viel Kritik an der Methode von Finanzinvestoren, gesunde Unternehmen vor allem mithilfe von Fremdkapital aufzukaufen. Die Bankkredite werden dann den übernommenen Firmen übergeholfen, die sich dadurch bis über beide Ohren verschulden.

Der frühere sozialdemokratische Ministerpräsident Poul Nyrup Rasmussen führt seit Jahren eine Kampagne in Dänemark und im Europaparlament an, um den Fonds Informationspflichten aufzuerlegen, wie sie für andere Finanzunternehmen längst gelten. Kurz vor der Sommerpause hat sich im Parlament eine ungewöhnliche Mitte-Links-Mehrheit gefunden, die der konservativ-liberalen Regierung auferlegt, einen Vorschlag zu EU-weiten Investitionsregeln für Beteiligungs- und Hegde-Fonds zu erarbeiten. Unterstützt wird dies von Sozialdemokratie, Radikalen, Sozialistischer Volkspartei und Rot-Grüner Einheitsliste. Zünglein an der Waage war die dänische Volkspartei, die ansonsten die Mehrheitsbeschafferin für die Regierungsparteien ist.

Letztere bezweifeln jedoch, dass ein dänischer Alleingang sinnvoll ist. Wirtschaftsminister Bendt Bendtsen erklärte: »Wir wollen natürlich alle klare Regeln, aber sie müssen in einer globalisierten Welt funktionieren können. Es ist wichtig, dass Dänemark und Europa für Investitionen attraktiv bleiben.« Wenig überraschend verfechtet der dänische Verband der Beteiligungsgesellschaften, DVCA, den gleichen Standpunkt.

Die Kritiker kontern diese Haltung mit dem Argument, ein Warten auf Regulierungen beispielsweise unter Regie der Welthandelsorganisation hieße, auf den Sankt-Nimmerleins-Tag zu warten. Im Kern zielen die Forderungen der Parlamentsmehrheit auf zwei Bereiche: Zum einen sollen die Fonds bei Aufkäufen über eine ausreichende Eigenkapitalgrundlage verfügen, womit die potenziellen Schuldenberge bei übernommenen Firmen begrenzt werden sollen. Zum anderen werden Regeln aufgestellt, wie Fonds-Direktion und Vorstände aufzukaufender Unternehmen mit etwaigen Interessenskonflikten umgehen sollen. Üblicherweise werden die Führungsriegen solcher Unternehmen mit hohen Bonuszahlungen belohnt, wenn sie aktiv für den Verkauf ihrer Firmen eintreten.

Dänemarks Regierung muss nun die Vorschläge im EU-Ministerrat einbringen. Man wird sehen, ob dies die seit Monaten laufende Debatte wirklich voranbringen wird.


Lexikon

Private-Equity- oder Beteiligungsgesellschaften kaufen Unternehmen meist mit Hilfe von Bankkrediten auf; als Sicherheit fungiert das Eigenkapital der übernommenen Firma. Sie fordern volle Kontrolle über das operative Geschäft. Nach vier bis sieben Jahren sollen die Anteile mit möglichst großem Gewinn weiterverkauft werden.
Hedge-Fonds spekulieren typischerweise mit Rohstoffen oder Aktien und versuchen dabei, von kurzfristigen Kursschwankungen zu profitieren. Bei Unternehmen kaufen sie Minderheitsanteile und greifen nur in zentralen Fragen ins Management ein. AK

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