Unfall auf ruhender Rolltreppe?

Schadenersatz

  • Lesedauer: 2 Min.

Für eine abgeschaltete Rolltreppe, die ansonsten technisch in Ordnung ist, gelten keine besonderen Sicherungspflichten. Die Verantwortlichen müssen die Anlage weder für den öffentlichen Verkehr absperren noch müssen sie Benutzer mit Schildern vor dem Stillstand warnen, entschied das OLG Frankfurt.

Wie berichtet, war eine Frau beim Betreten einer stillstehenden Rolltreppe über eine Stufe gestolpert. Die Frau behauptete später, sie habe nicht bemerkt, dass die Anlage außer Betrieb war und die Stufen sich in der Tritthöhe unterschieden. Da die Verantwortlichen es versäumt hätten, die Rolltreppe abzusperren, müssten sie für den Unfall haften, so die Frau. Die Betreiberin der Rolltreppe verwies darauf, dass ein bloßer Stillstand außerhaIb von Wartungsarbeiten für keine Gefahrenerhöhung sorge und deshalb auch keine besonderen Sicherungsmaßnahmen notwendig mache. Das OLG Frankfurt gab der Betreiberin Recht (19 U 160/07).

Die Frau habe keinen Anspruch auf Schadensersatz und Schmerzensgeld, da die Betreiberin der Rolltreppe für den Unfall nicht verantwortlich sei, so das Gericht. Die Anlage sei entsprechend den Regeln der Technik beschaffen gewesen und betrieben worden. Allein der Umstand, dass sie außer Betrieb gewesen sei, erfordere noch keine Komplettsperrung oder Warnhinweise. Für jeden Benutzer einer Rolltreppe sei ein Stillstand in der Regel schon vor Betreten gut sichtbar, spätestens aber beim ersten Schritt. Außerdem sei es allgemein bekannt, so die Richter, dass sich am Anfang und am Ende einer abgeschalteten Rolltreppe Stufen unterschiedlicher Tritthöhe befänden. Im vorliegenden Fall waren die ersten drei Stufen sogar auf gleicher Höhe, so dass die Frau ausreichend Gelegenheit gehabt hätte, ihren Gang auf die unterschiedliche Tritthöhe abzustimmen.

Eine besondere Sicherungspflicht für Betreiber von Rolltreppen bestehe nur während Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten, so das Gericht. In solchen Fällen regelten gesetzliche Richtlinien, »Fahrtreppen und Fahrsteige für den Verkehr zu sperren und im Bedarfsfall zu sichern«.

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.