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Stimmen aus dem Knast

  • Jörg Meyer
  • Lesedauer: 2 Min.

Es gibt Missstände in deutschen Gefängnissen. Sei es die Überbelegung vielerorts, die medizinische Versorgung, auf die Gefangene lange warten müssen, oder die Schikane, die mancher Schließer im alltäglichen Kontakt ausübt. Suizide in den Knästen sind nur ein Ergebnis davon – wenngleich das schlimmste. Aber gerade in einer Justizvollzugsanstalt, in die man wegen gravierender Regelverletzungen kommt, müssen die Regeln eingehalten werden – auch und gerade von den Gerichten, den Justizbeamten und den Anstaltsleitungen. Schließlich geht es seit langem beim Strafvollzug nicht mehr nur um Abschreckung. Es geht auch um Straftataufarbeitung, Erziehung oder therapeutische Behandlung.

Dass nun über 500 Gefangene in Gefängnissen in Deutschland in den Hungerstreik getreten sind, ist eine Konsequenz der Nichteinhaltung der Vollzugsregeln. Dieses Mittel des Protests ist das einzige Mittel, das die Gefangenen haben, um öffentliche Aufmerksamkeit für ihre Anliegen zu bekommen.

Knäste sind ein Teil der Gesellschaft, auch wenn wir sie oft nicht sehen, nicht sehen wollen oder gar denken, »die sitzen da schon zu Recht, und ein Knast ist kein Luxushotel«. Die Menschen, die hinter den Mauern sitzen, sind unsichtbar. Über ihre Situation ist selten etwas zu hören, es sei denn, es gibt wieder einen großen Skandal oder einen Suizid. Auch sie sind ein Teil dieser Gesellschaft und in erster Linie: Menschen. Wenn sie – wie jetzt mit dem Hungerstreik – ihre Stimmen erheben, sollten wir sie hören. Seien es nun Schwarzfahrer, Schuldner oder Mörder. Strafgefangene haben Rechte, und die müssen eingehalten werden.

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