Eine Fälschung will Wahrheit
Aktionsgruppe in den USA imitierte »New York Times« und fand reißenden Absatz
Tausende Freiwillige verteilten das Imitat am Mittwoch mit großer Resonanz in mehreren US-Städten. Dass diese Aktion der Künstlergruppe »The Yes Men« zuvor nicht durchsickerte, deutet auf ein recht gut organisiertes Netzwerk von Initiativen hin, die das Ende der Bush-Ära und den bevorstehenden Amtsantritt von Barack Obama für einen tatsächlichen gesellschaftlichen Aufbruch in den USA nutzen wollen. Die Herausgeber der echten New York Times reagierten zurückhaltend auf den Coup; sie merkten an, dass das Original nicht kostenlos angeboten werde. Nach Angaben der subversiven Zeitungsmacher waren unter den 30 Autoren auch Mitarbeiter der echten NYT. Im NYT-Webblog schrieb deren langjähriger Reporter und Pulitzer-Preisträger Alex S. Jones respektvoll, die Fälschung sei ein »riesiges Kompliment für die Times«.
Die »Sonderausgabe« trägt als Datum den 4. Juli – den Tag der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung von 1776. In deren Präambel heißt es, »dass alle Menschen gleich erschaffen und von ihrem Schöpfer mit gewissen unveräußerlichen Rechten begabt wurden, wozu Leben, Freiheit und das Streben nach Glückseligkeit gehören«; dass zur »Sicherung dieser Rechte« Regierungen existieren, »die ihre gerechte Gewalt aus der Einwilligung der Regierten herleiten; dass sobald eine Regierungsform diese Zwecke zu zerstören beginnt, es das Recht des Volkes ist, diese zu verändern oder abzuschaffen, und eine neue Regierung einzusetzen, die auf solchen Prinzipien gründet und ihre Macht so gestaltet, wie es dem Volk am besten erscheint, um seine Sicherheit und Glückseligkeit zu gewährleisten«.
Als gute Nachricht bleibt: Das »andere Amerika« begnügt sich nicht mit der Bush-Abwahl. Es will mehr: den wirklichen Wandel.
Zum Aktionspaket
Linken, unabhängigen Journalismus stärken!
Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.
Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.