Ein Geniestreich

Charles Darwin und die Evolution

  • Martin Koch
  • Lesedauer: 3 Min.

Ein Kinderbuch über das Leben und Wirken eines genialen Naturforschers zu schreiben, kann in Zeiten von PISA durchaus Irritationen auslösen. Denn so mancher Heroe der Geistes war in der Schule ein Versager und erinnerte sich später nur ungern an die Qualen des Unterrichts. Zum Beispiel Albert Einstein. Aber auch Charles Darwin. In seiner Autobiografie stellte dieser lapidar fest, dass nichts für die Entwicklung seines Geistes schlimmer hätte sein können als die Schule, die er besuchte. Und die er auf Wunsch des Vaters vorzeitig beendete, da seine Leistungen nicht berauschend waren.

Andererseits vermitteln uns Wissenschaftler wie Einstein und Darwin auch eine tröstliche Botschaft: Man muss nicht schon in der Schule mit geistigen Höchstleistungen glänzen, um später einmal eine große Karriere machen zu können. Manche Kinder entwickeln sich langsam und entfalten ihre wahren Talente spät. Darwin war bereits 50 Jahre alt, als er 1859 sein großes Werk »Über die Entstehung der Arten« veröffentlichte. Ein Werk, das unser Weltbild wohl mehr verändert hat als jedes andere Druckerzeugnis in der Geschichte. Was aber steht darin eigentlich geschrieben? Und warum werden Darwins Ideen vor allem in fundamental-religiösen Kreisen bis heute aufs Schärfste bekämpft?

Paläontologie-Professor Volker Mosbrugger beantwortet diese Fragen. Zuvor allerdings stellt er klar: »Charles Darwin war nicht nur ein wissenschaftliches Jahrhundertgenie, sondern auch ein äußerst liebenswürdiger Mensch, Ehemann und Vater.« Und er war in jungen Jahren ein Abenteurer, der an Bord des Forschungsschiffs »Beagle« von 1831 bis 1836 die Welt umsegelte. Der Leser erfährt, was Darwin in jener Zeit erlebt hat und wie er zu seiner neuen Theorie über die Entstehung und Entwicklung der Arten gekommen ist. Und natürlich auch, was die Kernaussagen dieser Theorie sind.

Es gehört zu den Vorzügen des Buches, dass Darwin darin über weite Strecken selbst zu Wort kommt. Denn Mosbrugger hat aus den zahlreichen Schriften und Briefen des britischen Gelehrten einige der interessantesten Passagen ausgewählt und diese nur sparsam kommentiert. Aus gutem Grund: Darwin besaß wie kein Zweiter die Gabe, sich fasslich und klar auszudrücken, so dass niemand, der seine Ideen verstehen möchte, einen »Übersetzer« nötig hat. Zu bedauern bleibt, dass die späten Werke Darwins, wie etwa jenes über die Abstammung des Menschen, im Text etwas zu kurz kommen. Und auch über die Rezeption der Evolutionstheorie außerhalb Englands hätte man vielleicht ein paar Worte mehr verlieren können.

Das freilich soll nicht als Krittelei verstanden werden. Denn das Buch bietet eine gelungene Einführung in die Gedankenwelt Darwins und ist daher als Weihnachtsgeschenk für Kinder ab zwölf Jahren ausdrücklich zu empfehlen. Zumal die schönen Illustrationen des Frankfurter Cartoonisten Hans Traxler den Band auch in optischer Hinsicht zu einem Lesevergnügen machen.

Darwin für Kinder und Erwachsene. Die ungeheure Verschiedenartigkeit der Pflanzen und Tiere. Ausgewählt von Volker Mosbrugger. Illustriert von Hans Traxler. Insel Verlag. 118 S., geb., 14,80 EUR.

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