Trainerstreit im Langlauflager

Finnin dominiert im 10-km-Lauf / Enttäuschendes deutsches Abschneiden

Mit einem enttäuschenden 10-km-Klassikrennen der Frauen und einer gehörigen Portion Knatsch begannen für das Team des Deutschen Skiverbandes die Nordischen Ski-WM in Liberec. Obwohl ihm kaum danach gewesen sein dürfte, begann Ismo Hämäläinen, Trainer der deutschen Langläuferinnen, seine Bemerkungen zum ersten von 20 WM-Wettbewerben mit einem kleinen Scherz. »Ich rede heute nur Finnisch«, witzelte er, als er um seinen Kommentar zum 10-km-Rennen gebeten wurde. Ob er wohl in seiner Landes-sprache eine bessere Erklärung für das desaströse Abschneiden der DSV-Läuferinnen gefunden hätte?

Im klassischen Einzelstartrennen, bei dem die Läuferinnen im 30-Sekunden-Abstand auf die Schleife gingen, war Katrin Zeller aus Oberstdorf nur 18. geworden, Stefanie Böhler aus Ibach gar nur 32. Zur neuen Weltmeisterin Aino Kaisa Saarinen aus Finnland trennten die beiden Welten: Zeller 1:41 min, Böhler 2:41 min.

»Das war zu viel Rückstand«, räumte denn auch Hämäläinen ein – in deutscher Sprache. Er habe seinen beiden Starterinnen eigentlich zugetraut, in die Top Ten zu laufen. Aber anscheinend hätten die zuletzt kränkelnden Läuferinnen noch nicht die rechte Wettkampfhärte wiedererlangt: »Stefanies Rückstand ist schon brutal.«

Direkt nach dem Rennen habe ihm bereits sein Vorgesetzter, Bundestrainer Jochen Behle, die Meinung gesagt, erzählte Hämäläinen. »Jochen hat gesagt, er erwartet mehr«, so Hämäläinen. Aber die Zusammenarbeit der beiden funktioniere weiterhin, glaubt der Frauen-Coach, obwohl Behle am Vortag mit kaum verhohlenener Wut einen Streit angefangen hatte.

Behle wollte nicht einsehen, dass der Finne auf den Start der einstigen DSV-Erfolgsläuferinnen Evi Sachenbacher-Stehle (Reit im Winkl) und Claudia Nystad (Oberwiesenthal) verzichtet hatte, um sie für das 2 x 7,5-km-Verfolgungsrennen am Sonnabend zu schonen. Dem Bundestrainer ist Hämäläinen nicht fordernd genug: »Vom Spaß allein kommen keine Ergebnisse, nur Begeisterung reicht nicht.«

Im April 2007 hatte Ismo Hämäläinen die DSV-Läuferinnen als verantwortlicher Coach übernommen, unter anderem auch, weil das Frauenteam Probleme mit dem poltrigen Chefcoach Behle hatte. Seither sei die Stimmung im Team prächtig, schwärmen die Athletinnen immer wieder. Doch große Erfolge blieben aus. Allein Stefanie Böhler entwickelte sich unter Hämäläinen weiter. Sie liegt im Gesamt-Weltcup als beste Deutsche auf Rang 12, Claudia Nystad ist nach einigen gesundheitlichen Problemen nur 16. und Evi Sachenbacher-Stehle 26.

Die Oberwiesenthalerin Nystad verteidigte gestern gegenüber Reportern ihren Trainer: »Wir haben gut trainiert. Ich bin zufrieden mit Ismo.« Der Verzicht auf die 10 km sei schon vorher geplant gewesen. Sie habe während der WM über andere Themen nachzudenken als Behle. Ähnlich sieht es auch DSV-Sportdirektor Thomas Pfüller. Er verbat sich für die Dauer der Weltmeisterschaften jegliche Personaldiskussionen.

Noch eine gute Nachricht vom ersten Wettkampftag: Martin Schmitt, Michael Uhrmann, Michael Neumayer und Stephan Hocke wurden für die erste Entscheidung der Skispringer am Sonnabend auf der Normalschanze nominiert. Die anderen drei müssen sich heute qualifizieren.

Frauen, 10 km (klassisch): 1. Saarinen (Fin) 28:12,8, 2. Longa (Ita) +0:04,2, 3. Kowalczyk (Pol) +0:11,5, 4. Kuitunen (Fin) +0:17,1, 5. Schewtschenko (Ukr) +0:29,0, 6. Steira (Nor) +0:46,3, ... 18. Zeller (Oberstdorf) +1:41,4, 32. Böhler (Ibach) +2:41,7.

Heute: 10.30 Einzelspringen Normalschanze Frauen, 13 Uhr 15 km (klassisch ) Männer, 17 Uhr Einzelspringen (Qualifikation) Normalschanze Männer. ARD 9.55 - 12.00 und 13.00 - 18.00 Uhr.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal