Bayerns Brauereien kämpfen

Betriebsrat: Hoher Druck auf die Beschäftigten führt zu mehr Streiks

  • Hans-Gerd Öfinger
  • Lesedauer: 2 Min.
Mit Warnstreiks in vier bayerischen Brauereien hat die Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststäten zum Wochenbeginn den Druck in der aktuellen Tarifrunde erhöht.

Wie der NGG-Landesvorsitzende Hans Hartl am Montag auf Anfrage mitteilte, folgten die Belegschaften der namhaften Brauereien Spaten-Franziskaner und Augustiner in Müchen sowie die Belegschaften in den nordbayerischen Betrieben Brauhaus Schweinfurt und Kulmbacher Brauerei dem Aufruf ihrer Gewerkschaft und stellten sich vor den Werkstoren auf. Den Auftakt hatten am Freitagfrüh bereits die Beschäftigten des Allgäuer Brauhauses in Marktoberdorf/Leuter-schach gemacht.

Hartl kündigte an, dass in den kommenden Tagen noch weitere Brauhäuser im Freistaat von der angelaufenen Warnstreikwelle erfasst würden. Die NGG verlangt von der Tarifgemeinschaft der bayerischen Brauereien für die rund 10 000 Beschäftigten im Gewerbe sechs Prozent mehr Lohn, Gehalt und Ausbildungsvergütung und eine Übernahme der Auszubildenden für zwölf Monate. Nachdem die Unternehmerseite in zwei Verhandlungsrunden lediglich ein Angebot von 1,7 Prozent unterbreitet hatte, möchte die Gewerkschaft jetzt durch Druck von unten den Stillstand überwinden. Der bisherige Tarifvertrag war zum 31. 12. 2008 gekündigt worden

Hartl berichtete von einer kompletten Beteiligung der in den Warnstreik gerufenen gewerblichen Arbeitnehmer in München und mindestens 30 Gewerkschafts-eintritten in den letzten Tagen. »Sie wollen es wissen«, kommentierte der Geschäftsführer der NGG-Region München, Freddy Adjan, das Verhalten des Unternehmerverbands: »Wir werden sie eines Besseren belehren«. Adjan sprach von einer »äußerst hohen Bereitschaft« der Mitglieder zur Teilnahme am befristeten Warnstreik: »Die würden am liebsten sofort weitermachen.« Sollte sich jetzt nichts bewegen, dann sei ein unbefristeter Streik unvermeidlich.

Auch im oberfränkischen Kulmbach, mitten im Wahlkreis von Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor Freiherr von und zu Guttenberg (CSU), stand die Streikfront bei der traditionsreichen Kulmbacher Brauerei ab sechs Uhr fest. Nach Angaben des Geschäftsführers der NGG Oberfranken, Michael Grundl, versammelten sich 80 Streikende aus den Bereichen Produktion, Versand und Fuhrpark und zogen durch die Innenstadt zur Hauptverwaltung der Kulmbacher Gruppe, um dort den Vertretern der Geschäftsleitung ihre Forderungen zu unterbreiten. Zu ihrer Unterstützung waren auch Gewerkschafter aus anderen Betrieben, Abordnungen von DGB und ver.di wie auch Mitglieder der Partei DIE LINKE erschienen. Der Betriebsratsvorsitzende Hans-Georg Prehmus berichtete von einem kontinuierlichen Arbeitsplatzabbau im Betrieb bei stetig steigender Bierproduktion und zunehmender Belastung und Stress für die Beschäftigten aller Abteilungen. Die hohe Streikbereitschaft sei auch eine Folge dieses Drucks.

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