Üble Taktik

  • Silvia Ottow
  • Lesedauer: 2 Min.

Momentan verwenden Abgeordnete des Bundestages viel Zeit darauf, einen Kompromiss zur Neuregelung der Spätabtreibungen zu finden. 229 dieser Schwangerschaftsabbrüche nach der 23. Woche, die nach dem Gesetz vorgenommen werden dürfen, wenn sich infolge der Geburt körperliche oder seelische Gefahren für die Mutter abzeichnen, zählte die Statistik 2007. Einige Mediziner halten den größten Teil der abgetriebenen Föten aufgrund schwerster Krankheiten nicht für lebensfähig. Bedenkt man weiter, dass die Zahl der Abbrüche insgesamt rückläufig ist, stellt sich schon die Frage, weshalb diese Gesetzesinitiative sein muss.

Sie ist absolut überflüssig, wenn man vom Wohl und Wehe der Betroffenen ausgeht. Das haben Verbände wie pro familia, Ärztinnenbund oder Arbeiterwohlfahrt, in deren Hände die Schwangerenberatung liegt und die sich mit dem Thema sehr intensiv beschäftigen, gestern noch einmal bekräftigt. Beratung kann man freilich immer verbessern, auch ohne Gesetz. Will man aber wie die CDU oder die FDP Frauen und Ärztinnen bestrafen oder ausforschen, wenn es um Schwangerschaft, Geburt oder Behinderung geht, dann vergreift man sich in einigen Parteien ganz entschieden in der Wahl der Mittel und geht anscheinend davon aus, dass schwangeren Frauen gesagt werden muss, was sie zu tun und zu lassen haben. Schon die bestehenden Abtreibungsregelungen mit dem Beratungszwang sind für die meisten Frauen – vor allem, wenn sie in der DDR lebten – unerträglich. Dies noch zu verschärfen, um damit im Lager der Lebensschützer und Kirchlich-Konservativen auf Stimmenfang zu gehen, ist üble paternalistische Wahltaktik auf Kosten der betroffenen Frauen.

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