Nach Asse wieder am Anfang

Grüne: Endlagersuche der Großen Koalition gescheitert

  • Steffen Schmidt
  • Lesedauer: 2 Min.
Als die Große Koalition vor knapp vier Jahren antrat, versprach sie, dass es bis zum Ende der Legislaturperiode Klarheit über ein Endlager für stark radioaktive Abfälle aus deutschen Atomkraftwerken geben solle. Bei einem Fachgespräch der Grünen-Fraktion im Bundestag zum Thema gab es am Montagabend zumindest darüber Einigkeit, dass die Koalition an diesem Anspruch gescheitert ist.

Wohl kaum ein Ort in der Bundesrepublik steht mehr für die nicht endenden Auseinandersetzungen um die Zukunft der Kernenergie wie Gorleben in Niedersachsen. Im dortigen Salzstock sollte nach dem Willen der damaligen SPD/FDP-Regierung und der unionsgeführten Landesregierung das zentrale Endlager für die stark strahlenden Rückstände der damals noch vorgesehenen Wiederaufarbeitung abgebrannter Atombrennstäbe entstehen. Das zentrale Argument für den Standort: Salzstöcke bestünden schon seit Jahrmillionen, seien also stabil genug, um den Atommüll sicher zu begraben. Seit dem Fiasko in dem »Versuchsendlager« im ehemaligen Salzbergwerk Asse II allerdings ist dieses Argument zumindest zweifelhaft. Grund genug für die Bundestagsfraktion der Grünen, sich Experten einzuladen und mit ihnen die künftige Endlagersuche zu diskutieren.

Das Dilemma der Grünen machte beim Abschlusspodium Jochen Stay von der Antiatom-Initiative »Ausgestrahlt« deutlich. Der beklagte, dass die ganze Endlagersuche ohnehin nur der Akzeptanzbeschaffung für Atomkraftwerke diene und deshalb nichts mit dem zu tun habe, womit die Grünen einst angetreten sind.

Die umweltpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Sylvia Kotting-Uhl, sah das ganz anders. Hätten sich die Grünen nicht mit der Endlagersuche befasst, dann hätte es unter Rot-Grün kein Moratorium für weitere Arbeiten in Gorleben gegeben, meinte sie. Sekundiert wurde sie vom Chef des Bundesamts für Strahlenschutz, Wolfram König, der sagte, dass eine ständige Verschiebung der Entscheidung über ein Endlager unter dem Druck der Ökonomie zu irgendeiner Billiglösung führen werde. König ist überzeugt, dass ein sicheres Endlager in Deutschland möglich sei, denn es gebe sowohl bei kristallinen Gesteinen (Granit) als auch bei Tonmineralien und Salz mögliche Standorte. Diese müssten allerdings endlich untersucht werden. Die Methodik einer solchen Suche sei nach den Vorgaben des vom Umweltministerium eingesetzten Arbeitskreises »Auswahlverfahren Endlagerstandorte« sei unter Mitarbeit von Kritikern vorgelegt worden. In der Großen Koalition herrsche zu dieser Frage allerdings derzeit Stillstand.

Abb: Hauptproblem sind allerdings weniger einstürzende Stollen sondern ein seit Jahren wachsender Strom von Salzlauge, der sich seinen Weg aus dem einstigen Salzbergwerk sucht und dabei auch Teile des Atommülls mit sich nimmt.

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