Energie für Milliarden

  • Grit Gernhardt
  • Lesedauer: 2 Min.

Sie hatten sich – zumindest vertraglich – die Welt so schön aufgeteilt: Die Energieriesen E.on und GDF bauten Mitte der 1970er gemeinsam eine Gas-Pipeline und vereinbarten dazu einen Kuhhandel. Der deutsche Konzern E.on, damals noch Ruhrgas AG, durfte kein durch die gemeinsame Leitung geflossenes Erdgas in Frankreich verkaufen, die französische Gaz de France verpflichtete sich zu ebensolchem Unterlassen in Deutschland. Als die Europäische Union vor fast zehn Jahren den Gasmarkt liberalisierte, um mehr Wettbewerb zu schaffen, »vergaßen« die beiden Großunternehmen, diese Vereinbarung aufzukündigen. Die nun verhängte Geldbuße von insgesamt 1,1 Milliarden Euro wegen verbotener Kartellabsprachen wird sie vermutlich schmerzhaft daran erinnern.

Besonders für den E.on-Konzern, der unter dem wohlklingenden Namen »perform-to-win« kürzlich ein 1,5-Milliarden-Sparprogramm ankündigte, dem nach Gewerkschaftsangaben bis zu 10 000 Arbeitsplätze zum Opfer fallen werden, kommt die Strafe zur Unzeit. Gerade hatte man sich noch bei Solarenergieentwicklern und französischen Atomkraftprojekten als zahlungskräftiger Investor präsentiert.

Für die Mitarbeiter des für seine uneingeschränkt positive Haltung zur Atomkraft berüchtigten Strom- und Gasanbieters könnte die EU-Entscheidung noch mehr Zittern um die Arbeitsplätze bedeuten, für den Konzern insgesamt eventuell den Verlust internationalen Ansehens. Vielleicht wird es dann demnächst nichts mehr mit dem 62. Platz unter den 100 weltweit börsenbedeutendsten Unternehmen. Möglicherweise aber dafür endlich etwas mit mehr freiem Erdgaswettbewerb in Europa.

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