Jenoptik greift nach Steuergeldern

Durchwachsene Halbjahresbilanz des Konzerns

  • Peter Liebers, Jena
  • Lesedauer: 2 Min.
Jenoptik hat gestern in Jena eine durchwachsene Bilanz für das erste Halbjahr 2009 vorgelegt und einen verhaltenen Ausblick auf die kommenden Monate gegeben.

Mit einem Umsatz von 231,3 Millionen Euro blieb der Konzern um knapp 13 Prozent unter dem Ergebnis des Vorjahreszeitraums. Das Unternehmen rutschte damit in die roten Zahlen und weist nach Steuern und Sondereinflüssen einen Verlust von 11,1 Millionen Euro aus. Im Vorjahr realisierte es noch einen Gewinn von 6,3 Millionen Euro. Nach Darstellung von Vorstandschef Dr. Michael Mertin bekam Jenoptik die Wirtschaftskrise in zwei seiner drei Segmente deutlich zu spüren. Die Bereiche Laser und optische Systeme sowie die Messtechnik hätten wegen der Krise der Halbleiter- und Autoindustrie erhebliche Auftragsrückgänge verbuchen müssen.

Mertin will aber inzwischen vorsichtige Signale der Erholung erkennen. Einen leichten Umsatzanstieg gegenüber 2008 registrierte der Bereich Verteidigung und Zivile Systeme. Im zweiten Halbjahr erwartet Jenoptik einen 70-Millionen-Euro-Auftrag für den Schützenpanzer PUMA der Bundeswehr.

Der Auftragsbestand betrug am Ende des 1. Halbjahres 374,6 Millionen Euro und lag damit um rund 20 Millionen Euro unter dem Vorjahreswert. Dabei ist der PUMA-Auftrag noch nicht eingerechnet. Zufrieden äußerte sich Mertin darüber, dass die Nettoverschuldung um 3,1 Millionen auf 188,5 Millionen Euro reduziert wurde.

Der Konzern will durch sein Optimierungsprogramm im laufenden Geschäftsjahr zehn Millionen Euro einsparen. Teil des Programms ist der Ausstieg aus dem defizitären Geschäft mit Mittelformatkameras sowie die Schließung der Optikfertigung in Gießen bis Jahresende. Die Produktion soll nach Jena verlagert, die rund 40 Mitarbeiter entlassen werden. Weiterer Personalabbau sei vorerst nicht geplant, so Mertin. Derzeit sind rund 690 der 3400 Mitarbeiter von Kurzarbeit betroffen.

Teil des Optimierungsprogramms ist Mertin zufolge die Umstellung kurzfristiger auf langfristige Kredite. Dazu hat das Unternehmen eine Millionen-Bürgschaft vom Bund und dem Land Thüringen beantragt. Den Griff in die Staatskasse wertete Mertin als normalen Schritt. Über die Höhe der Bürgschaft wollte er sich nicht äußern, solange die Verhandlungen laufen. Er beteilige sich nicht an Spekulationen, sagte er unter Anspielung auf Meldungen, denen zufolge es sich um 55 Millionen Euro handelt. Thüringens Wirtschaftsminister Jürgen Reinholz (CDU) geht davon aus, dass Bund und Land sich die Kosten teilen und der Bundesanteil höher liegt.

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