Betrug in großem Stil

  • Olaf Standke
  • Lesedauer: 2 Min.

Ein vorläufiges offizielles Ergebnis wird zwar erst Ende der Woche erwartet, doch seit gestern ist eines gewissermaßen amtlich: Bei der Präsidentschaftswahl in Afghanistan wurde unverfroren betrogen, so die Unabhängige Beschwerdekommission (ECC). Sicher, dieser Tatbestand überrascht nicht mehr, wurde er doch bereits am Wahltag vermutet, und so mancher Augur sagte schon vor dem Urnengang massive Manipulationen voraus. Doch nun verfügt das von den Vereinten Nationen unterstützte Gremium nach eigenen Angaben auch über »klare und überzeugende Beweise«. Etwa wenn ein Kandidat auf 100 Prozent der Stimmen kam oder plötzlich mehr als 100 Prozent der erfassten Wahlberechtigten Stimmzettel abgegeben haben sollen. Und auch die Beobachtermission der Europäischen Union, die anfangs noch den Eindruck zu erwecken versuchte, der Wahlprozess sei »weitgehend positiv« verlaufen, spricht inzwischen kritisch von »Wahlbetrug in großem Stil«.

Die ECC wies gestern ihr Kabuler Pendant an, Stimmen aus betroffenen Wahllokalen zu überprüfen und erneut auszuzählen. Die Ergebnisse aus 447 wurden erst einmal für ungültig erklärt. Aber die EU-Vertreter sehen schon heute mindestens 400 weitere verdächtige Abstimmungsresultate. Die Dunkelziffer dürfte nach Aussagen von Beobachtern sogar noch deutlich höher liegen und lasse gut organisierte, flächendeckende Fälschungen vermuten – vor allem zugunsten von Amtsinhaber Hamid Karsai, der sich mit dieser Wahl wohl endgültig delegitimiert haben dürfte. Die westlichen Krieger der Freiheit bomben am Hindukusch für eine Pseudodemokratie.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal