Künstliches Koma

Wolfgang Hübner sucht brauchbare S-Bahn-Teile

  • Lesedauer: 2 Min.

Der Berliner S-Bahn geht es sehr, sehr schlecht. Sie hat, um mit Horst Schlämmer zu sprechen, nicht nur Rad, Achse und Bremse, sondern nun wohl auch noch Heizung, Kupplung, Tür, Strom und Elektronik. Eine furchtbare Diagnose: multiples Organversagen. Wäre die S-Bahn ein Mensch, man würde sie ins künstliche Koma versetzen.

Um nicht immer nur Negativnachrichten zu verbreiten, sollte die Presse aber auch über jene Teile der S-Bahn-Wagen berichten, die problemlos funktionieren. Es ist ja nicht alles schlecht! Beispielsweise die Haltestangen, an denen sich ermattete Fahrgäste gerade in Zeiten von Notfahrplänen und unvorhergesehenen Pausen auf offener Strecke gern festklammern. Diese Metallstangen sind stabil, robust, einfach unverwüstlich. Oder die Fensterscheiben – immer da und immer transparent, wenn sie nicht gerade mit Werbung zugeklebt sind. Nun ist die Frage: Lohnt es, die Waggons um diesen gesunden Kern herum instand zu setzen? Oder lagert man wie bei den Banken den Schrott aus und macht aus dem brauchbaren Rest etwas Neues? Stangen und Fenster – das ergäbe Gewächshäuser. Oder Aquarien. Oder Balkonbrüstungen.

War das alles? Nein. Die Sitze – ihren gut durchgesessenen Inhalt könnte man an Fastfood-Ketten verhökern; die machen daraus lecker Burgerbrötchen. Nach deren Genuss würde Horst Schlämmer sagen: Isch hab' S-Bahn.

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