Metroprovinz

Martin Kröger über Partys auf der Admiralsbrücke

  • Lesedauer: 2 Min.

Die Polizei will sich um die lauten Partys auf der Admiralsbrücke in Kreuzberg kümmern, erklärte der Polizeipräsident gestern im Innenausschuss. Wie solche Einsätze konkret aussehen könnten, mag man sich lieber nicht ausmalen. Zuvorderst zeigt sich in den abendlichen Gelagen der Jugendlichen und den Live-Konzerten auf der Brücke über dem Landwehrkanal ein Dilemma, das schwer aufzulösen ist. Denn es stellt sich die Frage danach, was die Stadt sein will: Metropole oder Provinz?

Noch versprüht die Stadt einen Charme, der vor allem junge Touristen, den Easyjetset, aus der ganzen Welt anlockt. Würde es solche Orte wie Berlins größten Freiluftclub auf der Admiralsbrücke nicht mehr geben, sondern stattdessen totsanierte Fußgängerzonen wie in Bottrop, würden die jungen Leute die Stadt meiden. Berlin braucht Orte, an denen das glamouröse Nachtleben toben kann – auch wenn manche Spießer meinen, das als »Ballermann an der Spree« abwerten zu müssen.

Dennoch bedarf es natürlich auch einer Regelung für die Lärmkonflikte, das hat nicht zuletzt die Anwohnerinitiative an der Admiralsbrücke deutlich gemacht. Im Übrigen gibt es allerdings lärmbelastete Orte nicht nur auf der Admiralsbrücke, sondern auch woanders. An dieser Stelle sei nur auf die Open-Air-Raves geplagten Anwohner des Görlitzer Parks, ebenfalls in Kreuzberg, verwiesen.

Letztlich wäre es aber die Aufgabe der Politik, für das skizzierte Dilemma eine kreative Lösung zu finden. Dabei gilt es den Feierdrang der Jugend zu befriedigen, Anwohnern einen geruhsamen Abend zu verschaffen und der Polizei die Rolle des Buhmanns für alles zu ersparen.

Dass ein Schilderwald mit Verboten keine Lösung ist, versteht sich. Adäquate Ersatzflächen für die Jugend zum Spaß haben wären dagegen ein Anfang. Seite 18

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