Sowjetischer Einmarsch verurteilt

Polnischer Sejm spitzt Verhältnis zu Moskau weiter zu

  • Lesedauer: 2 Min.
Das polnische Parlament hat die sowjetische »Aggression« im September 1939 verurteilt. In Moskau wird die Note als antirussischer Akt bewertet.

Warschau/Moskau (dpa/ND). Das polnische Parlament hat den sowjetischen Einmarsch in Polen vor 70 Jahren sowie den Mord an polnischen Offizieren in Katyn nun auch in einer offiziellen Note scharf verurteilt. Die Streitkräfte der UdSSR hätten Polen am 17. September 1939 ohne Kriegserklärung überfallen, hieß es in einer per Akklamation am Mittwoch verabschiedeten Parlamentserklärung. Die Grundlage für den Einmarsch habe der Hitler-Stalin-Pakt vom 23. August 1939 geliefert. »Polen fiel den zwei Totalitarismen, Nationalsozialismus und Kommunismus, zum Opfer«, meinten die Abgeordneten.

Eine der Folgen der »Aggression« sei die Erschießung von mehr als 20 000 Offizieren gewesen. Das Parlament prangerte den Mord als ein »Kriegsverbrechen mit Merkmalen eines Völkermords« an. Die rechtskonservative Opposition um den ehemaligen Regierungschef Jaroslaw Kaczynski hatte gefordert, Katyn als Völkermord zu bezeichnen. Auf Vorschlag der Regierungspartei Bürgerplattform von Premier Donald Tusk, die sich um eine Verbesserung der Beziehungen zu Russland bemüht, wurde eine Kompromissformel gefunden.

In Russland ist die Erklärung des polnischen Parlaments zu den Ereignissen von 1939 auf scharfe Kritik gestoßen. Die Note sei »eine ernste Belastung für die Entwicklung der bilateralen Beziehungen«, sagte der Vizevorsitzende des auswärtigen Ausschusses der Duma, Leonid Sluzki. Mit der Erklärung stelle sich Polen in eine Reihe von Ländern, die die Geschichte des Zweiten Weltkriegs verfälschen würden, sagte der Politiker nach Angaben der Agentur Interfax. Der dem Kreml nahestehende bekannte Politikwissenschaftler Sergej Markow nannte die Erklärung des polnischen Sejm »antirussisch«. Oleg Orlow, Leiter der Menschenrechtsorganisation Memorial, warnte Polen davor, Stalins Politik mit dem Willen des russischen Volkes gleichzusetzen.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal