Aufgeheizter Disput um Atompläne Irans
Erneut Forderungen nach Sanktionen
Wien (dpa/ND). Das iranische Atomprogramm sorgt wenige Tage vor einem Treffen mit Vertretern des Weltsicherheitsrates erneut für heftige Konfrontationen. Nach der jüngsten Ankündigung, sein Atomprogramm noch auszuweiten, heizte die Teheraner Regierung die Stimmung am Sonntag mit neuen Raketentests weiter an.
Trotz aller von der westlichen Welt versicherten Dialogbereitschaft werden Stimmen nach schärferen Sanktionen und einem Militärschlag lauter. Auch das traditionell befreundete Russland rückte von Teheran ab. Die Entwicklung der vergangenen Tage macht die ohnehin schwierige Ausgangsposition für das Treffen der fünf ständigen Vertreter des Weltsicherheitsrats und Deutschlands mit Iran am Donnerstag in Genf noch komplizierter.
Ungeachtet aller Kritik erprobte Iran laut dem iranischem Sender Press TV am Sonntag eine neue Kurzstreckenrakete sowie Abschussanlagen. Die Tests waren am Tag zuvor angekündigt worden. Teheran wolle mit dem jährlichen Manöver die Fähigkeit der Streitkräfte zur Abschreckung erhalten und verbessern, berichtete die Nachrichtenagentur ISNA.
Israel forderte nach der Verschärfung des Atomstreits »lähmende Sanktionen«. »Wenn nicht jetzt, wann dann?« sagte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu laut israelischen Medienberichten in Telefongesprächen mit US-Politikern. Der ultrarechte Außenminister Avigdor Lieberman behauptete im israelischen Rundfunk, die neue Anlage zur Urananreicherung sei »ohne jeden Zweifel« für militärische und nicht für friedliche Mittel vorgesehen.
Der Atomstreit hat sich in den vergangenen Tagen wegen des Baus der zweiten, zuvor öffentlich unbekannten iranischen Anlage zur Urananreicherung zugespitzt. Bisher war nur die Anlage in Natans bekannt. Iran erklärt, das atomare Material für zivile Zwecke nutzen zu wollen. Westlichen Geheimdiensten sollen die Pläne schon länger bekannt sein. Die Regierung um US-Präsident Barack Obama will für Inspektoren Zugang »innerhalb von Wochen«, berichtete die »New York Times«.
Teheran kündigte an, internationale Inspekteure in seine neue Anlage zu lassen. Es werde eine »Inspektion der neuen Fabrik in angemessener Zeit geben«, sagte der Leiter der iranischen Atomenergiebehörde, Ali Akbar Salehi, am Samstag im Fernsehen. Obama hatte Teheran bereits am Samstag in seiner wöchentlichen Radio- und Internetbotschaft vor gravierenden Konsequenzen gewarnt, sollte die iranische Führung bei ihrem Atomprogramm nicht einlenken. Kommentar Seite 4
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