Datenbank Atypische Beschäftigung

  • Joel Vogel
  • Lesedauer: 2 Min.

Leiharbeit ist ein immer wieder heiß diskutiertes Thema. Gleichzeitig bleibt das Phänomen schwammig. Wer sind die, die als Leiharbeiter mal hier, mal dort arbeiten? Wie viele sind es und wo arbeiten sie? Eine neue Online-Datenbank macht die Materie etwas greifbarer.

Die »Datenbank Atypische Beschäftigung« des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung ermöglicht den Blick mit der Lupe auf verschiedene Stadt- und Landkreise. In interaktiven Karten und Statistiken kann man sich etwa darüber informieren, wie es in der eigenen Region um die Leiharbeit bestellt ist. Dabei gibt es zum Teil überraschende Erkenntnisse: Während etwa im Bundesdurchschnitt nur rund 2,5 Prozent der Beschäftigten als Leiharbeiter tätig sind, erreichen einzelne Kreise wie Wolfsburg Werte von 10,4 Prozent. Was im Gesamtbild noch eher marginal wirkt, wird so bei Betrachtung kleinerer Einheiten zur bedeutenden sozialen Realität. »Die Brisanz der Leiharbeit wurde in der öffentlichen Diskussion verkannt«, sagt Datenbankentwickler Alexander Herzog-Stein gegenüber ND angesichts von regionalen Zentren, in denen jeder zehnte Beschäftigte ein Leiharbeiter ist.

Zwar ist bisher Leiharbeit der Schwerpunkt der Datenbank, doch auch Informationen zu anderen atypischen Beschäftigungsformen – etwa Teilzeit und Minijobs – sollen nach und nach eingespeist werden. Gezeigt wird die Entwicklung der Jahre 2003 bis 2008. Nach und nach wolle man so »ein Problembewusstsein für die atypische Beschäftigung wecken«, so Herzog-Stein. »Denn entgegen dem Namen ist sie längst nicht mehr atypisch.«

Die Daten zur Leiharbeit sprechen eine deutliche Sprache: 700 000 Leiharbeiter gab es 2008 – das ist eine Steigerung von 84 Prozent allein zum Jahr 2005. Seit 2004 die Zeitarbeitsbranche durch das erste Hartz-Gesetz radikal dereguliert wurde, steigen die Zahlen kontinuierlich. Leiharbeit wird als Säule einer flexiblen, profitabilitätsorientierten Arbeitnehmerorganisation strategisch genutzt. Eine Entwicklung, die nicht nur Herzog-Stein kritisch betrachtet. Anders als bei Teilzeitarbeit geht die Leiharbeit klar zu Lasten der Arbeitnehmer, vor allem durch geringere Bezahlung und Absicherung sowie instabile Beschäftigungsverhältnisse.

www.boeckler.de/datyp

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal