Obama schickt Emissär nach Nordkorea

Washington und Seoul erzielten keine Einigung zu geplantem Freihandelsabkommen

  • Lesedauer: 2 Min.
US-Präsident Barack Obama will über rasche direkte Verhandlungen mit Nordkorea eine Wiederaufnahme der Atomgespräche erreichen.

Seoul (AFP/ND). Der US-Gesandte für Nordkorea, Stephen Bosworth, werde bereits im Dezember nach Pjöngjang reisen, sagte Obama am Donnerstag beim Besuch in Seoul.

Bosworth soll nach Angaben von Obama am 8. Dezember direkte Gespräche mit der Führung in Pjöngjang aufnehmen. Im Streit über das KDVR-Atomprogramm stehe die Tür für eine »friedliche Lösung« offen, sagte Obama nach einem Treffen mit dem südkoreanischen Präsidenten Lee Myung Bak. Die Verhandlungen könnten zu einer Reduzierung der Sanktionen und zur weiteren Integration Nordkoreas in die internationale Staatengemeinschaft beitragen.

Zunächst müsse Nordkorea aber »ernsthafte Schritte« unternehmen, sagte Obama bei der vierten und letzten Station seiner Asien-Reise. Vor allem müsse sich die Führung in Pjöngjang von dem Muster lösen, erst Provokationen zu starten und dann an den Verhandlungstisch zurückzukehren, nur um die Gespräche kurz darauf wieder zu beenden, weil keine Zugeständnisse erreicht wurden.

Nordkorea hatte sich im April aus den Sechs-Parteien-Gesprächen über sein Atomprogramm zurückgezogen. Daran waren seit 2003 außer den beiden koreanischen Staaten und den USA auch China, Russland und Japan beteiligt. Im Oktober erklärte sich die KDVR-Regierung bereit, die Verhandlungen wieder aufzunehmen, wenn zuvor ein Dialog mit den USA eingeleitet worden sei.

Während Obama und Lee bei dem Empfang im Blauen Haus, dem Präsidentensitz in der südkoreanischen Hauptstadt, zum Thema Nordkorea Einigkeit demonstrierten, wurden die Meinungsverschiedenheiten zu dem geplanten Freihandelsabkommen USA-Südkorea nicht ausgeräumt. Das Abkommen für eine wechselseitige Marktöffnung war bereits im Juni 2007 unterzeichnet worden, der US-Kongress hat es bislang aber nicht ratifiziert und vor allem Bedenken zu möglichen Nachteilen für die US-Autoindustrie angemeldet. Lee erklärte sich bei dem Treffen mit Obama erstmals zu weiteren Gesprächen über das Thema bereit. Er verwies auf ein ähnliches Abkommen mit der EU, dass Mitte Oktober trotz Kritik aus der Autoindustrie auf den Weg gebracht worden war. Obama versprach, weiter mit der Regierung in Seoul zusammenarbeiten, um das Vorhaben voranzubringen. Vor einer Ratifizierung durch den Kongress müssten allerdings noch einige Fragen geklärt werden.

Bevor Obama die Heimreise antrat, stattete er noch den rund 28 500 US-Soldaten auf dem Militärstützpunkt Osan südlich von Seoul einen Besuch ab.

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