Fall Brender: SPD will nicht in Karlsruhe klagen

Sozialdemokraten stellen sich gegen Grüne und LINKE

  • Lesedauer: 2 Min.
Dürfen Regierungsvertreter missliebige Journalisten kaltstellen? Grüne und LINKE wollen den Fall des ZDF-Chefredakteurs Nikolas Brender vor das Bundesverfassungsgericht bringen. Dazu benötigen sie auch Stimmen aus der SPD-Fraktion. Doch die Sozialdemokraten mauern.

Berlin (ND-Lambeck). Noch am Wochenende zeigten sich führende Sozialdemokraten empört darüber, wie unverfroren Hessens CDU-Ministerpräsident Roland Koch seine Macht im ZDF-Verwaltungsrat nutzte, um den kritischen Chefredakteur Nikolas Brender in die Wüste zu schicken. Das CDU-dominierte Gremium hatte Brender am Freitag die Vertragsverlängerung verweigert. Doch offenbar ist die Empörung bereits verflogen. Am Mittwoch verkündete der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD, Thomas Oppermann, dass seine Fraktion keine Normenkontrollklage in dieser Sache anstrengen werde. Die SPD sperrt sich damit gegen einen Vorstoß der Grünen, die mit einer solchen Klage vor das Bundesverfassungsgericht ziehen wollen. Karlsruhe soll prüfen, ob die Präsenz von Regierungsvertretern im ZDF-Verwaltungsrat gegen das »Gebot der Staatsferne« verstößt. In dem 14-köpfigen Rat sitzen vier amtierende Ministerpräsidenten sowie ein Staatsminister. Hinzu kommen zahlreiche Ex-Politiker, die meisten von ihnen besitzen ein CDU-Parteibuch oder stehen den Konservativen zumindest nahe.

Das Timing für den grünen Vorstoß könnte besser nicht sein. Denn zum 1. Dezember wurde als Folge des Lissabon-Vertrages auch das Bundestags-Quorum für Normenkontrollklagen herabgesetzt. Nur ein Viertel – statt wie früher ein Drittel – aller Abgeordneten muss demnach eine solche Klage unterstützen, damit Karlsruhe tätig wird. Da die LINKE mit ihren 76 Fraktionsmitgliedern bereits Zustimmung signalisiert hat, fehlen nur noch 12 Stimmen. Doch ausgerechnet jetzt stellt sich die SPD quer. Allerdings ist die Sache noch lange nicht ausgestanden. Wie das ND aus grünen Fraktionskreisen erfuhr, will man dort an der Normenkontrollklage festhalten.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal