Fehlerfestival zum Auftakt

Beim Sieg von Helena Jonsson schießen die deutschen Biathleten daneben

  • Volker Gundrum (dpa), Östersund
  • Lesedauer: 2 Min.

Als Kati Wilhelm auch die letzte Scheibe verfehlt hatte, huschte ein Lächeln über ihr Gesicht. »Ich habe mich ausgelacht«, sagte die Biathlonweltmeisterin über ihren dritten Fehlschuss im Flutlicht von Östersund, der am Mittwochabend den Platz auf dem Podest verhindert hatte. »Ich habe zu sehr auf den Stadionsprecher gehört. Beim letzten Schuss war ich nicht bei der Sache, das ärgert mich«, sagte die dreimalige Olympiasiegerin. Von einem Fehlstart beim Weltcupauftakt wollte sie jedoch nichts wissen: »Dafür lief es richtig gut auf der Strecke.«

Die Schießfehler im 15-Kilometer-Einzel kosteten Wilhelm den 37. Weltcupsieg im 261. Rennen. »Es ist halt das erste Rennen, da macht man sich noch Gedanken«, sagte sie. Als 17. lag sie 2:25 Minuten hinter der Siegerin Helena Jonsson zurück. Ohne die drei Strafminuten wäre die in Bayern lebende Biathletin aus Zella-Mehlis klar vor der Gesamtweltcup-Gewinnerin aus Schweden gelandet. Nur ein Fehlschuss weniger und ihr 102. Podestplatz wäre perfekt gewesen.

Generell begann für die deutschen Biathletinnen der Olympiawinter mit einem Fehlerfestival und ohne Top-Ten-Platz. Keine der sieben Skijägerinnen war so richtig treffsicher. Beim schwedischen Doppelsieg durch Jonsson und Anna Carin Olofsson-Zidek war die junge Oberhoferin Juliane Döll als Zwölfte noch die beste Athletin des Deutschen Skiverbands.

»Das ist schade. Wir haben am Ende Nerven gezeigt«, sagte Bundestrainer Uwe Müssiggang nach insgesamt 25 Schießfehlern seines Teams. »Beim letzten Schießen wussten sie, es geht um einen Podestplatz und um die Olympianorm. Insgesamt hat sich aber gezeigt, dass wir voll dabei sind.«

Auch die sechsmalige Weltmeisterin Andrea Henkel (Großbreitenbach/27.), Martina Beck (Mittenwald/13.) und Döll lagen bis zum letzten Anschlag auf Kurs. Doch alle zielten dort zweimal daneben. Beck meinte: »Ich war heute beim Schießen total schissig, habe mir viel zu viel Zeit gelassen. Ich weiß auch nicht, was da los war. Am Ende habe ich dann zu viel gewollt.« Döll war auf der Schlussrunde dann noch im Pech und stellte fest: »Der Sturz war einfach nur peinlich. Mein Stock hat sich verhakt und ging einfach nicht mehr raus.« Henkel bat um Nachsicht: »Wir sind auch nur Menschen. Es fehlt noch an der Spritzigkeit.«

Ergebnisse, 15 km Einzel:

1. Jonsson 43:01 min/1 Fehler

2. Olofsson-Z. (bd. Schweden) + 0:26/2

3. Domratschewa (Belarus) + 1:16/2

12. Döll (Oberhof) + 2:10/2

13. Beck (Mittenwald) + 2:11/2

17. Wilhelm (Zella-Mehlis) + 2:25/3

27. Henkel (Großbreitenbach) + 2:49/3

32. Hauswald (Gosheim) + 3:33/5

39. Hitzer (Gosheim) + 4:07/3

73. Gössner (Garmisch) + 6:26/7

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