Kopenhagen: Schaut auf diese Stadt!

Zwölftägige Verhandlungen über neues Klimaschutzabkommen haben begonnen

  • Susanne Götze, Kopenhagen
  • Lesedauer: 3 Min.
Zwei Jahre lang wurde auf diesen Tag hin verhandelt: Am Montag begann die 15. Weltklimakonferenz in Kopenhagen, auf der ein Nachfolgeabkommen für das Kyoto-Protokoll zur Verminderung der weltweiten Treibhausgasemissionen beschlossen werden soll.

Zwölf Tage haben die Delegierten aus 192 Ländern Zeit, um sich auf ein neues Klimaschutzabkommen zu einigen. Noch liegen hunderte Entwürfe, Positionen und Änderungswünsche auf dem Tisch, eine Einigung ist bislang nicht absehbar.

Trotz dieser schwierigen Ausgangslage gibt sich die Konferenzpräsidentin, die dänische EU-Klimaschutzkommissarin Connie Hedegaard, optimistisch: »Der politische Wille zu einer Einigung im Klimaschutz ist noch nie so groß gewesen wie jetzt«, erklärte sie auf der Eröffnungskonferenz in Kopenhagen. »Die Unterhändler werden in den kommenden Tagen alles versuchen, um ein Maximum für ein Klimaabkommen zu erreichen.«

Yvo de Boer, der Chef des UN-Klimasekretariates, dämpfte dagegen die aufkeimende Euphorie: »Kopenhagen wird nur dann ein Erfolg, wenn umfangreiche Maßnahmen vereinbart werden, die am Tag eins nach Ende dieses Gipfels in Kraft treten.« Auch der schwedische Umweltminister Andreas Carlgren macht nicht gerade Mut: Als Vertreter der EU-Ratspräsidentschaft erklärte er bei der Eröffnung, die Europäische Union wolle erst in der Schlussphase des Klimagipfels entscheiden, ob sie weitergehende Ziele für die Reduktion ihrer Treibhausgasemissionen festlegt. Die EU hatte bislang versprochen, ihre Emissionen bis zum Jahr 2020 um mindestens 20 Prozent gegenüber 1990 zu reduzieren. Zehn Prozent mehr hatte sie nur für den Fall in Aussicht gestellt, dass weitere Länder »mitziehen«. Das ist nach Ansicht Calgrens bis jetzt nicht der Fall. Er betonte, dass es entscheidend auf die Klimaziele der USA und Chinas ankomme.

Tatsächlich sind die Ziele, die sich die Industrieländer bisher gesetzt haben, mehr als dürftig: Die USA wollen bis 2020 17 Prozent senken, aber gegenüber 2005 – das ergibt umgerechnet auf das Kyoto-Referenzjahr 1990 nur vier Prozent. Bei Kanada liegt der Fall ähnlich. Japan hat dagegen angekündigt, seine Emissionen um 25 Prozent begrenzen zu wollen. Und auch Russland versprach kürzlich eine Reduktion um 20 bis 25 Prozent.

Dass diese Ziele nicht ausreichen, kritisieren auch Nichtregierungsorganisationen, die sich am ersten Tag des Gipfels lautstark Aufmerksamkeit verschafften. Die Kampagne »tck tck tck« – Symbol für die ablaufende Uhr zur Klimarettung–, in der sich Umwelt- und Menschenrechtsverbände, Wissenschaftler, Künstler und Sportler engagieren, richtete einen dramatischen Appell an die Delegierten. Ohne ein schnelles Handeln würden in den nächsten Jahrzehnten zahlreiche Inseln überflutet und tausende Menschen ihres Lebensraumes beraubt. »Der Klimawandel kennt keine Grenzen, alle Menschen auf der Welt sind von der Erderwärmung betroffen«, bekräftigte auch der dänische Ministerpräsident Lars Loekke Rasmussen.

Konferenzleiterin Hedegaard ist aber zuversichtlich, dass bis zum 18. Dezember ein unterschriftsfähiges Abkommen auf dem Tisch liegt. Anders als bei den früheren UNO-Konferenzen seien Staatschefs und Finanzminister mit von der Partie. Durch diese prominente Unterstützung könnte es vielleicht doch einen Durchbruch geben.

Die Brisanz der Konferenz unterstreicht eine aktuelle Studie von Wissenschaftlern der Universität Bristol. Demnach reagiert die Erde deutlich empfindlicher auf zusätzliche Treibhausgase als bislang angenommen. Dies müsse bei der Festlegung von Emissionsreduktionszielen berücksichtigt werden, wenn gefährliche Folgen des Klimawandels vermieden werden sollten.

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