Nazis aufm Bauernhof

Ein Anwesen in der Lüneburger Heide ist seit Jahren rechter Treffpunkt

  • Reimar Paul
  • Lesedauer: 3 Min.
Seit Langem treffen sich auf dem Hof von Joachim Nahtz in Eschede regelmäßig Nazis zu Veranstaltungen. Morgen soll dort eine »Sonnwendfeier« stattfinden. Das Treiben soll nicht ungestört bleiben, doch der antifaschistische Protest wird behindert.

Nazigegner wollen morgen gegen eine von Rechtsextremisten in Eschede im Kreis Celle geplante »Sonnenwendfeier« demonstrieren. Zu dem Treffen auf dem Hof des Landwirts und NPD-Mitglieds Joachim Nahtz würden Neonazis aus ganz Norddeutschland erwartet, sagt der Regionsvorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) Hartwig Erb. Der Deutsche Gewerkschaftsbund hat auch die Protestaktion gegen die »Sonnwendfeier« angemeldet.

Auf dem abgeschieden liegenden Anwesen plant und vernetzt die rechte Szene seit Jahren ihre Aktionen. Nach Angaben antifaschistischer Initiativen finden dort auch regelmäßig Zeltlager – unter anderem der im März verbotenen Heimattreuen Deutschen Jugend (HDJ) – und Musikveranstaltungen mit Rechtsrockbands statt. Zu den zweimal jährlich ausgerichteten »Sonnwendfeiern« versammeln sich auf dem Hof stets zahlreiche Neonazis. Bei der bislang letzten derartigen Veranstaltung im Juni kamen an die 300 Rechtsextremisten zusammen. Im Herbst hatten Nazis in Eschede außerdem ein »Erntedankfest« veranstaltet und dabei auch einen Journalisten verprügelt.

»Diese unsäglichen Treffen müssen aufhören«, fordert Gewerkschafter Erb. Gleichzeitig kritisiert er Auflagen des Landkreises Celle für die Demonstration des Bürgerbündnisses. So habe die Behörde eine Kundgebung gegenüber vom Hof mit Blick auf mögliche Ausschreitungen untersagt. »Hier wird so getan, als ob antifaschistische Demonstrationen das Problem seien und nicht die Treffen der Nazis«, sagt Erb. Eine Klage gegen die Auflagen will der DGB aber nicht einreichen.

Tatsächlich hat die Landkreisverwaltung die angemeldete Route um mehr als die Hälfte verkürzt und eine Kundgebung in Sichtweite des Nazi-Hofes damit untersagt. »Die Rechtsextremisten auf dem Hof Nahtz und die zu der von Ihnen angemeldeten Demonstration zu erwarteten Linksextremisten stehen in erbitterter Gegnerschaft, die immer wieder gerade bei Demonstrationen und Gegendemonstrationen oder im Zusammenhang mit Demonstrationen offen in Gewalttätigkeiten, Sachbeschädigungen und Blockadeaktionen zu Tage tritt«, heißt es in dem Bescheid der Behörde.

Antifa-Recherchen zufolge waren in den vergangenen Jahren die Nazigruppen »Kameradschaft 73 Celle«, »Snevern Jungs« aus Schneverdingen und die niedersächsische Nazi-Frauengruppe »Düütsche Deerns« Veranstalter der Treffen auf dem Hof von Nahtz. Der 74-Jährige selbst hat eine lange Nazi-Vergangenheit. Schon als 17-Jähriger trat er der »Deutschen Reichspartei« (DRP) bei, wechselte dann zur NPD, später zu den »Republikanern«, um 2005 wieder der bei NPD zu landen. Für die Partei kandidierte Nahtz 2005 zur Bundestagswahl und 2008 zur Landtagswahl. Bei einer Hausdurchsuchung stellte die Polizei bei Nahtz Waffen, CDs mit SS-Liedgut und eine Reichskriegsflagge sicher.

Die Demonstration des Bündnisses beginnt morgen um 13.30 Uhr am Escheder Bahnhof und führt durch den Ortskern. Außer dem DGB und antifaschistischen Gruppen haben auch Kirchen und Sozialverbände zur Beteiligung aufgerufen. Weitergehende Gedanken zum Umgang mit »Erntedank« und »Sonnwendfeiern« in Eschede hat kürzlich die Antifaschistische Aktion Lüneburg-Uelzen veröffentlicht. »Das Problem mit den Nazitreffen in Eschede könnte Mensch damit lösen, dass der Hof von Joachim Nahtz abgerissen, das Gelände umgepflügt und dort dann Bäume gepflanzt werden.« Dies scheine zur Zeit zwar noch nicht sehr realistisch, »sollte aber als eine Option im Gedächtnis verbleiben«.

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