Guantanamo – »die Hölle auf Erden«

Somalier sprach über Folter in dem US-Lager

  • Lesedauer: 2 Min.
Nach Freilassung aus dem US-Gefangenenlager Guantanamo hat der Somalier Mohammed Saleban Bare das Lager als »Hölle auf Erden« mit Folter und Demütigungen beschrieben.

Hargeisa (AFP/ND). In Guantanamo werde »eine Art psychologischer Folter, die dich geistig umbringt«, angewendet, sagte der 44-jährige Bare nach seiner Ankunft in der somalischen Stadt Hargeisa. Dazu zähle Schlafentzug über mehrere Nächte in Folge. Außerdem würden die Häftlinge ausgehungert und erhielten nur einen Keks pro Tag. Bei Kälte müssten Häftlinge ohne Decke schlafen. Manche Gefangenen würden noch schlimmer gefoltert, durch Elektroschocks oder Schläge, sagte Bare. Manche seiner Mitgefangenen hätten in dem Lager in Guantanamo auf Kuba ihr Augenlicht oder Gliedmaßen verloren oder seien psychisch krank geworden, berichtete der Mann.

»Ich fühle mich nicht normal, aber ich danke Allah dafür, dass er mich am Leben und frei von körperlichen und seelischen Leiden wie die von manchen meiner Freunde gehalten hat«, so Bare. Er war am Wochenende aus dem US-Gefangenenlager entlassen und nach Somalia gebracht worden. Der Mann mit dem kurzen Haar und dem langen Bart war offenbar in guter körperlicher Verfassung, wirkte aber benommen und verunsichert.

Die US-Behörden teilten Bare laut dessen Darstellung nie mit, warum er festgehalten wurde. Der Somalier war im Dezember 2001, also kurz nach den Terroranschlägen vom 11. September, in der pakistanischen Hafenstadt Karatschi festgenommen worden. Er wurde nach eigenen Angaben nach vier Monaten in US-Gefangenenlager in Afghanistan, Kandahar und Bagram verschleppt. Die Haftbedingungen dort seien »rau« gewesen, in Guantanamo sei es jedoch noch schlimmer – »wie die Hölle auf Erden«. Das US-Lager sei ein Ort, in dem Muslime erniedrigt würden. So werfe das Personal Koran-Exemplare in die Toilette oder spiele während der Gebetszeit besonders laut Musik.

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