Italiener von Al Qaida entführt?

Paar in Mauretanien verschwunden / Terrorgruppe bekennt sich zu Tat

  • Anna Maldini, Rom
  • Lesedauer: 2 Min.
Zwei italienische Staatsbürger sind am 18. Dezember in Mauretanien entführt worden und befinden sich mit aller Wahrscheinlichkeit in den Händen von Al Qaida. So heißt es zumindest in einem Bekenneraufruf, der am Sonntag mit einem Foto des entführten Ehepaares veröffentlich wurde.

Die beiden Entführten Sergio Cicala (65) und Filomen Kabouree (39) leben in der Nähe von Palermo auf Sizilien. Die Frau stammt ursprünglich aus Burkina Faso. Die beiden waren nach Afrika gekommen, um eine Familienangelegenheit zu regeln, heißt es.

Am 18. Dezember hatte man den Minibus, in dem sie reisten, mit zerschossenen Reifen unweit der Grenze zu Mali gefunden. Seitdem fehlte von dem italienischen Paar jede Spur. Was aus ihrem ivorischen Fahrer geworden ist, ist unbekannt. Am Sonntag meldete sich dann Salah Abu Mohammed, der sich als »Pressesprecher« der Terrororganisation im islamischen Maghreb ausgab. Er erklärte, die Entführung sei »eine Antwort auf die Verbrechen, die die italienische Regierung in Afghanistan und Irak begangen hat«.

Gleichzeitig wurde in einem arabischen Fernsehsender ein Foto der beiden Italiener veröffentlicht: Das Gesicht der Frau wurde nach islamischen Brauch geschwärzt, der Mann hat einen Reisepass in den Händen. Sie sitzen auf dem Boden und sind umringt von fünf bewaffneten und vermummten Männern. Konkrete Forderungen zur Freilassung der Geiseln wurden – zumindest offiziell – nicht gestellt. In den vergangenen Tagen soll, so berichtete die französische Presseagentur France Press, an der Grenze zwischen Mauretanien und Mali ein Mann verhaftet worden sein, der in die Entführung verwickelt gewesen sein soll.

In der Hand der selben Gruppe befinden sich noch vier weitere Geiseln, drei spanische Entwicklungshelfer und ein französischer Journalist. In den vergangenen Tagen hatte es in der örtlichen Presse geheißen, dass die Behörden in Mali, wohin die Europäer wahrscheinlich verschleppt wurden, einen guten Kontakt zu den Entführern aufgebaut hätten und dass man mit der baldigen Freilassung der Italiener rechne. Die genauen Hintergründe der Entführung Cicalas und Kabourees sind weiter unbekannt. Das italienische Außenministerium hat die Presse gebeten, sich nicht mehr als notwendig mit dem Fall zu befassen und erklärt, man werde mit der »üblichen Diskretion« vorgehen.

Stillschweigen herrscht auch auf der Seite der Angehörigen der Entführten. Alexia Cicala, die Tochter des entführten Mannes, ließ erklären, man »warte auf weitere Entwicklungen«.

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