Casamance fürchtet neuen Waffengang

Senegal: Zivilgesellschaftliche Gruppen fordern in einem Friedensmanifest politische Verhandlungen

  • Julia Ziegler
  • Lesedauer: 3 Min.
Der seit 2004 in der senegalesischen Casamance bestehende Waffenstillstand wankt bedenklich. Zivilgesellschaftliche Gruppen haben deswegen ein Friedensmanifest vorgelegt.
USOFORAL-Mitarbeiterinnen arbeiten am Friedensmanifest.
USOFORAL-Mitarbeiterinnen arbeiten am Friedensmanifest.

Die Botschaft ist eindringlich: Bedingungslose Gewaltfreiheit und die Aufnahme politischer Verhandlungen zur Lösung des Casamancekonflikts fordert ein Friedensmanifest, das die vom Weltfriedensdienst unterstützte Frauenorganisation USOFORAL gemeinsam mit einer Gruppe befreundeter Organisationen initiiert hat. In Anwesenheit zahlreicher Persönlichkeiten aus Kultur und Politik wurde es am 17. Dezember in der senegalesischen Provinzhauptstadt Ziguinchor der Öffentlichkeit vorgestellt. Dass die senegalesische Zivilgesellschaft auf diese Weise geschlossen Stellung bezieht, ist völlig neu.

Die Situation in der Casamance im Süden Senegals ist alarmierend. Derzeit nehmen gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen senegalesischer Armee und der Unabhängigkeitsbewegung MFDC stark zu. Es scheint, als habe sich der Staat für eine »militärische Lösung« entschieden und als plane die MFDC größere Angriffe.

Am stärksten betroffen von neuerlicher Gewalt wäre die Bevölkerung. Seit Jahrzehnten werden Straßen und Dörfer von bewaffneten Gruppen unsicher gemacht. Sie haben Felder vermint und rauben so den Menschen die Möglichkeit zur Nutzung der natürlichen Ressourcen. Viele Dörfer sind seit 15 Jahren verlassen, ihre einstigen Bewohner haben in der Stadt Zuflucht gesucht, wo sie aber nur schwer ihren Lebensunterhalt sichern können.

Als Aufschrei der Bevölkerung und ihrer Vertreter in zahlreichen Organisationen soll dieses Manifest ein Zeichen dafür setzen, dass die Menschen nichts mehr wünschen als Frieden. Sie haben genug von der zerstörerischen Gewalt und fordern die kämpfenden Parteien auf, sich endlich an den Verhandlungstisch zu begeben. Das Manifest macht deutlich, dass ein neuerliches Aufflammen von Gewalt niemandem Vorteile bringt. Es erinnert daran, dass auch die für die Unabhängigkeit von Senegal kämpfenden Mitglieder der MFDC (Bewegung der demokratischen Kräfte der Casamance) gerne in ihre Dörfer zurückkehren würden, um ihre Kinder in die Schule schicken zu können, ihnen eine lebenswerte Zukunft zu ermöglichen und ihre Eltern im Alter zu versorgen. Der senegalesische Staat hat großes Interesse, die Entwicklung seiner Regionen zu fördern und den sozialen Frieden sowie seinen Ruf als stabiles und demokratisches Land zu erhalten. Anhaltende Gewalt verhindert, dass Touristen die grüne Region besuchen. Unter diesen Bedingungen kann niemand vom natürlichen Reichtum der Casamance profitieren.

Das Manifest unterstreicht auch die Tatsache des toleranten Miteinanders von Religionen und Ethnien in der Casamance. Dies ist ein lebendiges Gegenbeispiel zur verbreiteten Vorstellung, Konflikte in Afrika hätten generell ethnische oder religiöse Ursprünge. Im Manifest werden die Parteien aufgefordert, mit Respekt aufeinander zuzugehen und gewaltfreie Kommunikation zur Grundlage der Verhandlungen zu machen.

Ranghohe muslimische, christliche sowie traditionelle Führungspersönlichkeiten, Vertreter von Menschenrechtsorganisationen und berühmte senegalesische Musiker ehrten die Verlesung des Manifests mit ihrer Präsenz und begrüßten es in persönlichen Stellungnahmen. Der weitere Erfolg hängt jetzt stark davon ab, ob die streitenden Parteien Einzelinteressen in den Hintergrund stellen.

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