Die Angst feiert mit
Feuerschutz ist in Bangkok ein Fremdwort
Zu Silvester lässt man auf ausgelassenen Partys die Korken knallen. Auch in Bangkok. Aber schon an normalen Tagen ist das Ausgehen in Thailands Metropole lebensgefährlich. Kaum eine Bar oder eine Discothek hat auch nur im Entferntesten Sicherheitsvorkehrungen zum Schutz vor Feuer.
Wie schlecht es um die Sicherheit der Vergnügungsstätten bestellt ist, zeigte die Brandkatastrophe im Nachtclub Santika Silvester 2008/09: 66 Tote und 222 Verletzte. Es gab weder eine Sprinkleranlage noch Notausgänge noch gesetzlich vorgeschriebene Überprüfungen. Santika ist kein Einzelfall. Ein städtischer Beamter sagte der Zeitung »The Nation«: »Die meisten Clubs und Bars ignorieren Sicherheitsmaßnahmen und haben keine angemessenen technischen Einrichtungen installiert.« Kurz nach dem Santika-Brand brach ein Feuer in einem Saunabetrieb aus. Bilanz: Ein Toter, 47 Verletzte.
Von 800 dieses Jahr überprüften Vergnügungsbetrieben verfügten 513 nicht über markierte Notausgänge, fielen auch bei anderen Sicherheitschecks durch und hatten keine Versicherungen. Über 300 wurden geschlossen, öffneten aber nur wenige Tage später wieder unter anderen Namen. Das »Institut für Bauingenieure« warnt seit Jahren, mehr als 3000 Hochhäuser – darunter Hotels, Bürogebäude und Krankenhäuser – seien mangels Sicherheitsvorkehrungen potentielle Feuerfallen.
Seit Weihnachten veröffentlicht »The Nation« fast täglich große Artikel mit Ratschlägen, wie man lebend ins neue Jahr kommt. Einer davon lautet: »Meidet Bars in Hochhäusern und engen Gassen sowie Bars ohne Notausgänge – das sind alles potentielle Todesfallen.« Eindringlich werden Frauen gemahnt, sich möglichst kurz in Toilettenräumen aufzuhalten. »Im Falle eines Brandes in der Bar seid ihr da drin die letzten, die das mitbekommen.«
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