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Zukunft für Asiens Großkatze?

Ministerkonferenz in Thailand zum Auftakt für Jahr des Tigers

  • Michael Lenz, Bangkok
  • Lesedauer: 3 Min.
Heute treffen sich im thailändischen Badeort Huan Hin die Umweltminister der asiatischen Tigerstaaten. Auf dem Programm der dreitägigen Konferenz der Minister aus Bangladesch, Bhutan, Kambodscha, China, Indien, Indonesien, Laos, Malaysia, Myanmar, Nepal, Russland, Thailand und Vietnam steht die Rettung der vom Aussterben bedrohten Tiger.

Wo zu Anfang des 20. Jahrhunderts noch mehr als 100 000 der gestreiften Großkatzen durch die Wälder zogen sind heute nur noch etwa 3200 Tiger übrig geblieben. Drei von insgesamt neun Tigersubspezies sind bereits ausgestorben. Im September dieses Jahres wollen die Staats- und Regierungschefs der 13 Staaten auf einem Tigergipfel im russischen Wladiwostok einen gemeinsamen Plan zum Schutz der letzten Tiger beschließen. Der Zeitpunkt der Ministerkonferenz in Huan Hin ist mit Bedacht gewählt. Am 14. Februar beginnt das neue chinesische Jahr, das im Zeichen des Tigers steht.

Der WWF hat am Vorabend der Ministerkonferenz der Tigerstaaten eine Studie über die Situation der indochinesischen Tiger vorgestellt, die im weiteren Einzugsbereich des Mekong – also in Myanmar, Thailand, Laos, Südchina, Kambodscha und Vietnam – leben. Das Resultat ist erschütternd. »Die Schätzungen schwanken, aber wir gehen davon aus, dass nur noch etwa 350 Tiger in dieser Region übrig sind. 1998, dem letzten Jahr des Tigers, waren es noch gut 1200«, sagt Michael Baltzer, Leiter der WWF-Tigerinitiative. Neben der Wilderei sei der Verlust des Lebensraums durch die wirtschaftliche Entwicklung der Region die Hauptursache für das Verschwinden der Großkatzen. Dabei verlieren nicht nur die Tiger ihre Jagdgebiete, ihren Beutetieren – Hirschen, Wildschweinen und -rindern – geht es ebenso. »Die Tiger finden kaum noch Nahrung«, sagt Baltzer.

Das »Jahr des Tigers« ist für die Tigerschützer eine Medaille mit zwei Seiten. Zum einen hoffen sie, dass durch das chinesische Tigerjahr das öffentliche Bewusstsein für den Schutz der Tiere geweckt wird. Die Regierungen der Tigerstaaten und große Umweltorganisationen wie der WWF wollen bis 2022, dem nächsten chinesischen Tigerjahr, den Bestand der wild lebenden Tiger mindestens verdoppeln.

Auf der anderen Seite besteht die große Sorge, dass gerade durch das Tigerjahr die Nachfrage nach Tigerprodukten sprunghaft ansteigen könnte. »Wir haben in den letzten Jahren in der Region einen Anstieg der Tigerwilderei festgestellt«, sagt in Hua Hin Michael Baltzer, fügt aber hinzu: »Wir können nicht sagen, ob das im Zusammenhang mit dem Jahr des Tigers steht.«

Der Erhalt der noch intakten Tigerlebensräume sowie die Schaffung zusätzlicher Schutzgebiete für Tiger wie auch ihre Beutetiere hat für den WWF »oberste Priorität«. Biologen haben in der Mekong-Region sechs große Tigerschutzlandschaften markiert. Große Hoffnung setzen die Tigerschützer auf den Western Forest Complex, 18 Nationalparks und Tierschutzgebiete in Thailand. Schon jetzt hat der Western Forest Complex die größte Population von indochinesischen Tigern.

Ob die Anstrengungen der Minister, Regierungschefs und Umweltorganisationen zur Rettung der Tiger Erfolg haben werden, bleibt abzuwarten. Es gibt in Asien schon viele gute Gesetze zum Schutz von Flora und Fauna, wie auch gegen die Korruption, die Wilderei, die Abholzung von Wäldern und den illegalen Handel mit geschützten Tieren begünstigt. Es hapert aber oft an der Um- und Durchsetzung.

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