Autobauer Saab soll laufen lernen

GM verkauft an Sportwagenhersteller Spyker

  • Lesedauer: 2 Min.
Die Abwicklung des schwedischen Autobauers Saab ist nun doch vom Tisch. General Motors verkauft seine Tochter an einen Hersteller extrem teurer Sportwagen.

Stockholm (AFP/dpa/ND). Schwedens Autobauer Saab soll nach Jahrzehnten unter dem Dach von General Motors (GM) unter Regie seiner neuen Eigentümer in die Unabhängigkeit starten. Die erste Aufgabe sei es, »Saab das Laufen auf seinen eigenen zwei Beinen beizubringen«, sagte Victor Muller, Chef des niederländischen Sportwagenherstellers Spyker, in Stockholm. Saab sei für lange Zeit Teil eines großen Unternehmenskonglomerats gewesen. Von daher werde es für die schwedische Traditionsmarke eine Herausforderung, wieder selbst für alles verantwortlich zu sein.

GM gab am Mittwochabend nach monatelangen Verhandlungen den Verkauf seiner verlustträchtigen Tochter bekannt. Der kriselnde US-Konzern hatte bereits das Aus für Saab angekündigt. Spyker hatte mehrere Kaufangebote bei GM eingereicht und diese immer wieder überarbeitet.

»Die Vereinbarung mit Spyker Cars hat Saabs Zukunft gesichert«, sagte Saab-Chef Jan Ake Jonsson. Mit frischen Modellen wie der Limousine 9-5 will das chronisch defizitäre Unternehmen wieder in die richtige Spur kommen. »Wir sehen mit dem neuen Besitzer eine Zukunft«, sagte Gewerkschafterin Anette Hellgren.

Spyker-Chef Muller bewertete die mittelfristigen Aussichten für die Zusammenarbeit mit Saab zurückhaltend. »Es ist nicht so, dass Spyker sofort davon profitieren wird, eine Schwester von Saab zu sein oder umgekehrt.« Beide Unternehmen würden voraussichtlich unter dem Dach der neuen Gesellschaft Saab Spyker Automobile mit Sitz in den Niederlanden eng zusammenarbeiten. Entlassungen unter den 3400 Saab-Mitarbeitern in Schweden seien zunächst nicht geplant, »wenn alles so läuft wie vorgesehen«, sagte Muller. Ihm gehe es darum, mit dem Kauf von Saab eine schwedische »Ikone« zu retten. Saab sei eine Marke mit hohem Wiedererkennungswert.

Spyker zahlt GM für den Kauf von Saab rund 74 Millionen Dollar (etwa 53 Millionen Euro). Weitere 326 Millionen Dollar sollen in Vorzugsaktien an den US-Konzern gehen. Die schwedische Regierung stützt den Verkauf mit Garantien von 400 Millionen Euro.

Saab hatte über viele Jahre hohe Verluste eingefahren. 2008 verkaufte das Unternehmen weltweit nur noch 93 000 Autos, zwei Jahre zuvor waren es noch 133 000 gewesen. Spyker produzierte 2008 insgesamt 37 Luxuswagen.

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