Rot-rote Annäherung in Hallenser Varieté

Ypsilanti und Wagenknecht im Gespräch

  • Hendrik Lasch
  • Lesedauer: 2 Min.
Der Termin stand lange fest, hat aber unvermittelt stark an Reiz gewonnen: In Halle reden Andrea Ypsilanti und Sahra Wagenknecht am Mittwoch über Erfahrungen mit Ost und West – und das Verhältnis von SPD und LINKER.

Eigentlich, sagt Roland Claus, wird bei »Ost-Terminen« über den Umbau Ost geredet. Zu acht Veranstaltungen unter diesem Titel hat der Hallenser Bundestagsabgeordnete der LINKEN seit 2006 eingeladen; im Gespräch möchte er mit seinen Gästen ausloten, wie die »Umbrucherfahrung im Osten« von Menschen aus Ost und West empfunden wird. Auf dem Podium saßen unter anderem schon der DDR-Banker Edgar Most und der im Rheinland gebürtige Chef der Sparkasse Halle.

Die aktuelle Politik steht in den Runden nicht im Zentrum; Claus, der maßgeblich an einem Papier »Ostdeutschland 2020« der Linksfraktion im Bundestag mitschrieb, will durch die Schilderung persönlicher Erlebnisse zeigen, wie sich Erfahrungen von Ost- und Westdeutschen mit den Veränderungen im Osten »für die Bundesrepublik nutzbar machen ließen«. Manchmal drängte die Tagespolitik doch in die Runde, etwa als er in Frankfurt (Oder) Lothar Bisky und Gesine Schwan eingeladen hatte, die, wie es der Zufall wollte, kurz zuvor Kandidatin für das Bundespräsidentenamt geworden war.

Wenn am Mittwoch im Hallenser Varieté am Steintor erneut zum »Ost-Termin« geladen wird, steht wieder zu erwarten, dass Tagespolitik eine gewichtige Rolle spielt. Auf dem Podium sitzen dann die SPD-Linke Andrea Ypsilanti und die designierte LINKE-Vize Sahra Wagenknecht. Der Gastgeber betont, der Termin sei im November 2009 geplant worden. Eingeladen habe er die hessische Ex-SPD-Chefin, wie er einräumt, weniger wegen etwaiger großer Ost-Expertise, sondern weil deren Versuch, mit einer linken Minderheitsregierung den CDU-Ministerpräsidenten Roland Koch abzulösen, »auf viel Sympathie« gestoßen sei.

Allerdings hat die Konstellation plötzlich enorm an Reiz gewonnen. Heute sollen Pläne für eine linke Denkfabrik vorgestellt werden, an der Politiker von SPD und LINKE beteiligt sind, darunter Ypsilanti. Bereits zuvor war nach dem angekündigten Rückzug von Oskar Lafontaine über eine bevorstehende Annäherung zwischen den beiden Parteien weiter spekuliert worden.

Die Themen würden nun »natürlich eine Rolle spielen müssen«, sagt Claus, der aber auch anmerkt, dass Sahra Wagenknecht alles andere als eine sehr »SPD-kompatible« Genossin sei. Auf einem Podium, merkt Claus an, seien Wagenknecht und Ypsilanti bislang noch nie aufeinandergetroffen. Dem Vernehmen nach ist das Rededuell in der SPD alles andere als unumstritten. Aber, sagt Claus, auch Ypsilanti »weiß, worauf sie sich einlässt«.

Mittwoch, 18 Uhr, Steintor-Varieté Halle. Eintritt frei

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