Aha-Effekt vorm Portrait

Fotografin Sandra Bergemann über die Ausstellung »Gesichter der DEFA«

  • Lesedauer: 3 Min.
»Gesichter der DEFA« heißt eine Ausstellung, die in Zusammenarbeit mit dem Museum of Modern Art und dem Goethe-Institut in Madrid nach Stationen im Potsdamer Filmmuseum und in New York vom 10. Februar bis 19. März in der Berliner Urania zu sehen ist. Die 16 außergewöhnlichen Schwarz-Weiß-Doppelporträts stammen von der jungen Berliner Fotografin Sandra Bergemann. Mit der Künstlerin sprach Katharina Dockhorn.
Sandra Bergemann wurde 1980 in Stralsund geboren und lebt in Berlin.
Sandra Bergemann wurde 1980 in Stralsund geboren und lebt in Berlin.

ND: Erinnern Sie sich noch an Ihre ersten DEFA-Filme?
Bergemann: Das waren »Moritz in der Litfaßsäule«, »Herz des Piraten« oder die Indianerfilme, die in der »Flimmerstunde« liefen. Ich bin in Stralsund mit dem berühmten Funkloch aufgewachsen und wir konnten keine Programme aus dem Westen empfangen. Daher kann ich nicht mitreden, wenn meine Freunde aus dem ehemaligen Westen und anderen Gebieten der DDR bestimmte Erinnerungen aufwärmen. Manchmal überlegen wir auch, ob wir uns nicht mal Ost- und Westklassiker zusammen anschauen.

Ist so auch die Idee für Ausstellung und Buch entstanden?
Es war eher ein Geistesblitz. Ich suchte 2001 nach einem Thema für meine Abschlussarbeit als ich ein Porträt von Helga Göring im Fernsehen sah. Ich habe mich gefragt, wo sind die Schauspieler der DEFA alle hin. Einige haben ihren Platz behalten oder wieder gefunden, viele wurden zu der Zeit aber nicht mehr besetzt.

Heute hat sich das, meines Erachtens, verbessert. Das Filmmuseum in Potsdam und die DEFA-Stiftung haben das Projekt dann unterstützt, sonst wäre es nie zustande gekommen. Und viele andere auch, egal ob sie wie Erika Richter und Ralf Schenk Interviews geführt haben oder »nur« den Aufheller beim Fotografieren gehalten haben.

Warum ausgerechnet 34 oder wie im Buch 40?
Irgendwann musste ich einen Endpunkt setzen und der bot sich zum 10. Jubiläum der Stiftung an, zu der 2008 auch das Buch erschienen ist. Wir hatten das Gefühl, alle wichtigen Namen drin zu haben. Junge Leute wie Jörg Schüttauf oder Dagmar Manzel, die ihre ersten Schritte bei der DEFA gemacht haben, Katrin Saß, Uwe Kockisch, Michael Gwisdek oder Armin Mueller-Stahl, die heute noch im gesamtdeutschen Film geschätzt sind, aber auch Erwin Geschonnek, Gojko Mitic, Christel Bodenstein und Alfred Müller. Sie waren sehr offen für die Idee, es war dann nur manchmal schwierig, einen Termin zu finden. Nur drei Schauspieler, darunter Manfred Krug, haben mir eine sehr liebe Absage geschickt.

Sind auch die Fotos aus den jeweiligen Filmen, die Sie für das Buch ausgewählt hatten, in der Ausstellung zu sehen?
Nein. Es ergänzen kurze Statements der Künstler, die auf den Interviews basieren, die aktuellen Doppelporträts in der Ausstellung. Sie sollen einen Aha-Effekt auslösen oder auf das Kennen lernen neugierig machen.

Werden Sie auch bei der Berlinale am Roten Teppich stehen?
Ich bin für solche Presstermine, bei denen sich die Fotografen gegenseitig die Ellenbogen in die Seiten hauen und mit lauten »Hier-Rufen« auf sich aufmerksam machen wollen, nicht prädestiniert. Ich bevorzuge ruhigere Termine, etwa das Fotografieren von Künstlern für ihre Agenturen, bei denen ich die Zeit habe, das Besondere aus einem Gesicht heraus zu arbeiten.

Ausstellungseröffnung mit Lesung am 9. Februar um 19.30 Uhr, Eintritt frei, Ernst Georg Schwill liest aus seiner Biographie
»Die Spur des Falken« – Lesung und Gespräch mit Gojko Mitic und Tino Eisbrenner, 2. März, 19.30 Uhr, Eintritt: 7 Euro.

Sandra Bergemann: Gesichter der DEFA, EDITION BRAUS 2008.

Der Schauspieler Ernst-Georg Schwill
Der Schauspieler Ernst-Georg Schwill
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