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Einzelhandel: Klamottenkauf mit gutem Gewissen?

Verbraucher

  • Lesedauer: 3 Min.

Bei der Ernährung hören viele Deutsche auf ihr Gewissen und legen Wert auf Bio-Eier und Fairtrade-Kaffee – beim Kleiderkauf setzt sich der Sinneswandel nur langsam durch. Dabei wächst das Angebot an Jeans, T-Shirts und Pullovern, die umweltverträglich produziert werden und sozialen Ansprüchen genügen. Für Käufer ist es aber nicht leicht, den Überblick zu behalten.

Was sind Öko-Klamotten?

Meist sind Bekleidungsstücke gemeint, in denen teilweise oder ausschließlich Bio-Baumwolle verwendet wird. In geringerer Menge werden auch Rohstoffe wie Leinen, Hanf oder Wolle aus ökologischer Tierhaltung verarbeitet. Bio-Baumwolle wird ohne den Einsatz von genmanipuliertem Saatgut, Pestiziden und Kunstdünger angebaut. Nach strengeren Kriterien muss auch bei der Verarbeitung der Textilien oder beim Transport der Kleider auf Umweltschutz geachtet werden. Dabei wird unter anderem der Einsatz von Chemikalien beim Bleichen oder Färben kontrolliert.

Garantiert Öko-Mode auch gewisse Sozialstandards für Bauern und Textilarbeiter?

Nicht automatisch. Zwar profitieren auch die Bauern davon, wenn auf den Baumwollfeldern nicht massenhaft Pestizide versprüht werden. Landwirte, die Bio-Baumwolle ernten, haben dennoch nicht automatisch bessere Arbeitsbedingungen. Umgekehrt sind Fairtrade-Kleider nicht unbedingt aus Bio-Baumwolle hergestellt.

Gibt es denn inzwischen auch schicke Öko-Textilien?

Die Zeiten, in denen Öko-Mode einem Jutesack ähnelte, sind vorbei – zumindest bei den meisten Anbietern. Öko-Mode kommt oft inzwischen genauso trendig daher wie konventionelle Ware.

Muss Öko-Mode automatisch teurer sein?

Nicht unbedingt. Zwar stellen viele Labels Öko-Mode her, die durchaus ihren Preis hat. Für eine Jeans aus Bio-Baumwolle muss der Kunde aber nicht unbedingt mehr zahlen als für Designerstücke aus herkömmlicher Produktion. Große Ketten wie H&M und C&A bieten inzwischen Öko-Ware an, bei der es keine Preisunterschiede zur restlichen Kollektion gibt.

Und woran erkennt man Öko-Ware?

Ein einheitliches gesetzlich geschütztes Zertifikat wie bei Bio-Nahrungsmitteln gibt es nicht. Stattdessen ist eine große Zahl von Siegeln im Umlauf, die von Herstellern, Verbänden und Nichtregierungsorganisationen vergeben wurden. Die sind zwar in aller Regel vertrauenswürdig – angesichts der Vielfalt ist es aber nicht einfach zu unterscheiden, welches Siegel wofür genau steht.

Welche Öko-Siegel gibt es?

Mit Umweltfreundlichkeit wenig zu tun hat das weitverbreitete Öko-Tex Standard 100: Es bestätigt lediglich, dass die Kleider frei von Schadstoffen sind. Die Siegel, mit denen große Einzelhandelsketten für ihre Öko-Kollektion werben, garantieren bislang in der Regel lediglich die Verwendung von Bio-Baumwolle. Hoffnung setzt die Öko-Branche in den Global Organic Textile Standard (GOTS). Neben Umweltfreundlichkeit im gesamten Produktionsprozess werden auch soziale Standards geprüft. Die beiden bekanntesten Zertifikate für soziale Standards sind das Fairtrade-Siegel von Transfair und das Siegel der Fair Ware Foundation (FWF).

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