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Versicherungen in Serie – Teil 18 - Masse statt Klasse – lange verheimlichte Kosten sind offen zu legen

Assekuranz

  • Lesedauer: 6 Min.

Unübersichtlich und schwer verständlich sind viele Verträge. Dabei kosten Versicherungsleistungen Geld. Ihr Geld. Dies gilt für die einfache Hausratversicherung ebenso wie für die komplizierte Berufsunfähigkeitsversicherung. Auch hier zahlen Sie die teure Provision für den Vermittler ebenso wie die kostspieligen Gebühren für die Verwaltung ihrer Police in den Bürotürmen der Assekuranz.

Bei Sach- und Personenversicherungen ist ein Vergleich von Kosten und angebotenen Leistungen noch recht leicht möglich. Schwieriger wird es bei Kapitallebens- und Rentenversicherungen. Bei ihnen entscheiden die Kosten maßgeblich über den Anlageerfolg mit, denn der Abschluss einer Lebens- oder Rentenversicherung kostet Sie schnell ein paar tausend Euro.

Wie viel genau Sie zahlen sollen, können Sie den Kundeninformationen entnehmen. Versicherer müssen nämlich ihre früher verheimlichten Kosten mittlerweile transparent machen. Es lohnt also ein Blick ins »Kleingedruckte«.

Gegen so viel Transparenz hat sich die Branche lange gewehrt. Doch seit Juli 2007 müssen die Versicherungsgesellschaften Abschlusskosten und Gebühren offenlegen. »Viele Kunden werden verblüfft sein, dass Geldanlage mit Versicherungen so viel kostet«, sagte damals Finanzexperte Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg voraus. Er sollte Recht behalten. Seit Versicherer ihren Kunden die genauen Kosten offenlegen, hat sich an dieser Verblüffung wenig geändert.

Doch sollten Sie bedenken: Mit einer Police bietet das Versicherungsunternehmen eine Dienstleistung an, eine Ware, und die kostet wie ein neues Auto, wie der Fernseher beim Mediendiscounter oder wie die Brötchen beim Bäcker an der Ecke nun einmal Geld. Die Frage ist nur, wie viel Geld?

Ein Beispiel: Die Gesellschaft XY kassiert von einem Testkunden rund 10 000 Euro für eine vereinbarte Beitragssumme von 150 000 Euro. Der Mann ist 40-jährig und will 25 Jahre lang 500 Euro im Monat einzahlen. Die Versicherung berechnete dafür einmalige Abschluss- und Vertriebskosten von mehr als 4500 Euro. Diese Abschlusskosten umfassen neben der an den Vermittler zu zahlenden Abschlussprovision unter anderem auch die sonstigen Aufwendungen für den Außendienst insgesamt sowie die Kosten für Werbung, die Antragsbearbeitung und Risikoprüfung. Oben drauf kommen noch jedes Jahr über 200 Euro Verwaltungskosten – alles in allem zahlt der Versicherte also rund 10 000 Euro für seine Police.

Damit dürfte das Unternehmen XY noch unter der Spitze der Preispyramide liegen. Es lohnt sich also für Sie, bei den Kosten eines Versicherungsvertrages ganz genau hinzuschauen. Die Stiftung Warentest rät Verbrauchern zum Vergleich. »Nutzen Sie es aus, dass die Versicherer ihre Kosten offenlegen müssen.«

Unser Tipp: Holen Sie mit gleichen Vorgaben mehrere Angebote von Versicherern ein und prüfen Sie, wie viele Euro Ihnen die einzelnen Unternehmen für Abschluss und Verwaltung abziehen wollen.

An dem Gebrauchswert solcher Informationen zweifelt allerdings nicht allein die Branche, sondern auch der Fachinformationsdienst »Versicherungsjournal«: »Nach welchen Kriterien beim Vergleich geurteilt werden soll, ob beispielsweise ein Versicherer mit hohen Kosten stets der Schlechtere ist, bleibt unbeantwortet.«

Nein, ein Versicherer mit hohen Kosten ist nicht stets der Schlechteste. Wie viel Geld der Lebensversicherte am Ende des Vertrages tatsächlich herausbekommt oder wie viel Geld ihm monatlich als Zusatzrente gezahlt wird, hängt neben den Kosten viel mehr vom Anlageerfolg ab, den das Unternehmen mit dem Geld seiner Kunden erzielt.

Unser Tipp: Vergleichen Sie also nicht allein die Kosten, sondern auch, wie solide und erfolgreich der Versicherer in der Vergangenheit abgeschnitten hat. Holen Sie auch dazu mehrere Angebote ein. Lassen Sie sich bei teuren Versicherungsarten, wie privater Krankenversicherung oder Riester-Rente, in einer Verbraucherzentrale beraten. Diese Gebühren sind gut angelegtes Geld.

Preisinformationen sind nicht allein für Lebensversicherungen gesetzlich vorgeschrieben, sondern auch für Berufsunfähigkeits- und Krankenversicherungen sowie für Unfallversicherungen mit Beitragsrückgewähr.

Kosten-Flatrate oder Honorarberatung ?

Die beschriebenen Transparenzregeln sind Teil des Versicherungsvertragsgesetzes (VVG). Dazu gehören noch weitere Aufklärungspflichten. Beispielsweise kann sich der Kunde einer privaten Krankenversicherung darüber informieren, wie sich der Beitrag zu einem bestimmten Tarif in den vergangenen Jahren entwickelt hat. Zudem gilt inzwischen für alle Gesellschaften die Pflicht, den Kunden schon vor Unterzeichnung des Vertrags über alle Einzelheiten der Police zu informieren.

Eine besondere Wirkung zeigten die neuen Informationspflichten bei einigen Unternehmen, die eine Kosten-»Flatrate«, wie wir sie vom Internet und Telefonieren kennen, anbieten. Verbraucherschützer loben grundsätzlich solche (niedrigeren) Pauschalpreise. »Es ist ein sehr guter Schritt, dass die Abschlusskosten gedeckelt werden«, sagt Verbraucherschützer Nauhauser. Auch Lilo Blunck vom Bund der Versicherten lobte die Pauschalkosten. Doch wirklich durchgesetzt hat sich bis heute weder die Flatrate noch die Beratung gegen Honorar. Die wenigen und meist auf finanziell potente Kunden zielenden Honorarberater haben sich inzwischen organisiert. Als bundesweite Interessenvertretung wurde der Bundesverband Zertifizierter Honorarberater für Finanzen (BZHF) gegründet. Auf deren Internetseite finden Sie Kontaktadressen.

Vor allem Direktversicherer, die ihre Kunden per Telefon, Brief und Internet betreuen, dürften von der Kosten-Transparenz profitiert haben. Sie sparen durch den Direktvertrieb einen teuren Außendienst ein, sparen also Kosten. Daher können sie ihre Policen im Trend günstiger anbieten als Versicherer mit Außendienst.

Verbrauchertests zeigen denn auch in allen Versicherungsarten häufig Direktversicherer vorne. Diese gehören übrigens meistens zu ganz »normalen« Versicherungskonzernen. Die Manager in der Assekuranz setzen halt gerne auf alle Vertriebsschienen. Nutzen Sie dies für Ihre persönlichen Bedürfnisse aus und kaufen Sie also Ihre Versicherungsleistungen möglichst günstig ein.

Kündigung kann teuer sein

Hohe Provisionen für Vermittler und Gebühren für eine teure Verwaltung sind auch ein Problem für Aussteiger. Und eine Kündigung kommt häufig vor: Beispielsweise verfehlt jede zweite Kapitallebensversicherung das Ende der vertraglich festgelegten Laufzeit und wird vorher gekündigt.

Besonders eine frühe Kündigung kann Ihnen teuer zu stehen kommen. In den Anfangsjahren ist nämlich die Kostenbelastung bei den meisten Angeboten besonders hoch und entsprechend niedrig ist der »Rückkaufswert«. Für Neuverträge ab 2008 hat der Gesetzgeber immerhin eine Mindestrückzahlung vorgeschrieben.

Unser Tipp: Achten Sie darum vor Vertragsabschluss auf die Tabelle mit den Rückkaufswerten, in der genau festgeschrieben ist, wie viel – oder wenig – S ie von Ihrem Geld bei einer Kündigung wieder zurückerhalten.

Trotz der neuen Transparenzregeln sind Verträge weiterhin oft unübersichtlich und schwer verständlich. So übergab ein Allianz-Vertreter einem Testkunden 165 Seiten lose. Die Außendienstleister anderer Anbieter lieferten auf CDs oder USB-Sticks noch viel mehr Material. Bei der Generali umfassten die Infos über 20 000 Seiten, 7363 Seiten waren es auf einem Datenträger der Zurich. Masse statt Klasse. »Kein Wunder, dass am Ende viele unserer Tester keine Ahnung hatten, was der Vermittler ihnen alles verkauft hatte«, fasst Finanztest-Redakteurin Katharina Henrich die Ergebnisse einer Verbraucherstudie zusammen.

Die Stiftung Warentest ermittelt für Sie individuell Versicherungen: Für 12 Euro günstige Haftpflicht- und Hausratversicherungen, für 15 Euro günstige Risikolebensversicherungen. Diese und weitere Untersuchungen bekommen Sie unter
www.test.de/analysen

oder telefonisch unter 0180 5/00 24 67.

HERMANNUS PFEIFFER

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