Tief gespalten

  • Olaf Standke
  • Lesedauer: 2 Min.

Das Ergebnis des Votums im Washingtoner Repräsentantenhaus war absehbar. Mit großer Mehrheit lehnten die Abgeordneten jetzt einen vorzeitigen Abzug der US-amerikanischen Truppen aus Afghanistan ab. Aber schon dass die Resolution überhaupt eingebracht wurde, ist bemerkenswert. Erstmals seit Barack Obama die Entsendung von 30 000 zusätzlichen Soldaten befohlen hat und eine »Großoffensive« gegen die Taliban in der Provinz Helmand gestartet wurde, stellten Vertreter der demokratischen Mehrheit im Kongress den Krieg am Hindukusch in Frage – und sich damit demonstrativ gegen ihren Präsidenten. Auch wenn nur 65 Parlamentarier den Antrag von Dennis Kucinich unterstützen, die meisten waren Demokraten vom linken Flügel der Partei, sie zeigen, wie tief die Verwerfungen in Obamas Reihen inzwischen gehen. Und das im Jahr der wichtigen Zwischenwahlen zum Kongress. Zudem lehnten mehrere demokratische Abgeordnete den Antrag zwar aber ab, da er zur Unzeit komme und einfach unrealistisch sei, sie äußerten sich aber nicht weniger kritisch zum Krieg an sich.

Den Befürwortern der Resolution reicht es nicht mehr, dass der Präsident voraussichtlich Mitte nächsten Jahres mit dem Abzug beginnen will. Sie forderten den Rückzug schon bis spätestens Ende Dezember. Es sei höchste Zeit, den über acht Jahre andauernden kostspieligen Krieg, der bereits etwa 1000 US-amerikanische Soldaten das Leben gekostet habe, zu überdenken. Damit treffen sie auch den Nerv einer Mehrheit im Lande, denn laut einer Umfrage des Nachrichtensenders CNN vom Januar sind inzwischen 52 Prozent der USA-Bürger gegen den Afghanistan-Einsatz.

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