Wer schmäht wen?

Gebräunte Haut, blonde Strähnchen, ein halbes Pfund Gel im Haar, das schaut sich der Fußballfan ja noch ruhig an. Aber ein rosa Trikot? Als Bremens Torwart Tim Wiese vor ein paar Jahren in dieser Farbe in der Bundesliga auflief, waren die Gesänge allerorts die gleichen: Wiese sei schwul, grölten die »Anhänger«, doch Wiese blieb stur und trug das Trikot bis zum Saisonende.

Mittlerweile verrichtet der Familienvater Wiese seine Arbeit in Schwarz oder Gelb, fürs Thema Homosexualität im Fußball jedoch gilt er noch immer als Experte. Einer Zeitschrift verriet der Wiese dieser Tage, er würde keinem schwulen Fußballer zum »Coming Out« raten, denn ein Spießrutenlauf wäre die Folge. Überall wird dies nun verbreitet und wieder ist von den »Schmähgesängen« die Rede, die Wiese einst zu ertragen hatte. Was für den schwulen Fußballer die viel subtilere Schmähung ist – schließlich müssten auch schlichteste Gemüter durch Homo-Ehe oder bekennenden Außenminister bemerkt haben, dass gleichgeschlechtliche Liebe etwas ziemlich Gewöhnliches ist – im Jahre 2010 in Deutschland. Schwul ist kein Schimpfwort.

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