Eis-Winter in Deutschland

Niedrige Sonnenaktivität stärkt kalte Ostwinde

  • Walter Willems
  • Lesedauer: 2 Min.

Trotz der globalen Erderwärmung drohen Mitteleuropa in den kommenden Jahren besonders eisige Winter. Ursache ist laut einer Studie von Forschern des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung im niedersächsischen Lindau die derzeit extrem geringe Sonnenaktivität, die auf den niedrigsten Stand seit 90 Jahren gesunken ist.

Die Sonne strahlt nicht immer gleich hell: In einem etwa elfjährigen Zyklus wechseln sich Phasen von hoher und niedriger Aktivität ab. Erkennbar ist dies etwa anhand der teilweise mit bloßem Auge sichtbaren Sonnenflecken. Bei vielen solchen Flecken ist das Zentralgestirn sehr aktiv und strahlt besonders kräftig.

Wie solche Perioden das mitteleuropäische Klima beeinflussen, untersuchten die Lindauer Wissenschaftler zusammen mit englischen Kollegen. Schon früher war bekannt, dass die Kaltphase des sogenannten Maunder-Minimums am Ende des 17. Jahrhunderts mit einer geringen Sonnenaktivität zusammenfiel. Die Max-Planck-Forscher verglichen nun britische Wetteraufzeichnungen seit dem Jahr 1659 mit der Entwicklung des solaren Magnetfeldes. »Die Stärke des Magnetfeldes ist ein besseres Maß für die Aktivität der Sonne als etwa die Anzahl der Sonnenflecken«, sagt Institutsleiter Sami Solanki.

Resultat: Jahrzehnte mit hoher Strahlkraft des Zentralgestirns gingen in Mitteleuropa mit eher milden Wintern einher. Bei schwachem Magnetfeld sank dagegen die mittlere Wintertemperatur in Großbritannien um etwa ein halbes Grad Celsius. Als Grund für den Zusammenhang vermuten die Forscher in der Zeitschrift »Environmental Research Letters« die Auswirkungen der Sonnenaktivität auf die winterliche Wetterlage. Heizt sich der obere Teil der Atmosphäre, die Stratosphäre, nur wenig auf, so schwächen sich vermutlich in der darunter liegenden Troposphäre die wärmeren Starkwinde aus dem Atlantik ab. Dadurch gewinnen die kalten Luftmassen aus Nordosten an Einfluss.

Dem Trend zur globalen Erderwärmung widerspricht die Studie allerdings nicht. »Der Zusammenhang zwischen Sonnenaktivität und kalten Wintern in Europa war erst erkennbar, nachdem wir den überlagerten Trend der globalen Erwärmung herausgerechnet hatten«, erläutert Solanki. Zudem betonen die Wissenschaftler, ihre Berechnungen zeigten lediglich eine Tendenz auf. Dies müsse nicht zwangsläufig bedeuten, dass auch der kommende Winter klirrend kalt wird.

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