Die Straße-frei-Macher

  • René Heilig
  • Lesedauer: 2 Min.

Man muss auch als Medienmensch nicht entzückt sein, wenn sich Polit-Potentaten – diesmal im Wortsinn – kamerawirksam in Szene setzen. Doch das ist in diesem Fall irrelevant. Denn was sich die beiden Polizeigewerkschaftsbosse Freiberg und Wendt, die sich normalerweise nicht grün sind, jetzt geleistet haben, ist nicht mehr dumm, das ist eine Provokation, die nicht das Geringste mit Mitgliedervertretung zu tun hat.

Es geht um das Verhalten des Vizepräsidenten des Deutschen Bundestages Wolfgang Thierse am 1. Mai. Der SPD-Mann hatte – nebst vielen anderen Demokraten – in Berlin einen Nazisaufmarsch blockiert. Dank des Abgeordnetenausweises gelangte er auf einen Straßenabschnitt, den die Polizei bereits für das grausige Spektakel der Schwarz-Braunen freigeräumt hatte. »Würdelos« habe sich Thierse verhalten, tönte die GdP noch am selben Tag. Gestern plapperte der Konkurrenzverein, die DPolG, etwas von »Rechtsbruch« und dass Thierse »seinen Hut nehmen« soll. Und nicht nur der ist gemeint, schließlich zeigten auch andere SPD-, linke und grüne Volksvertreter bundesweit Charakter wider die Nazis.

Sind Freiberg und Wendt noch zu retten?! Haben sie vergessen, was »Straße frei!« in dunkelster deutscher Zeit auch für Gewerkschafter bedeutete?! Oder reden sie so, wie eine Mehrheit in der Polizei wirklich denkt? Kaum vorstellbar. Denn dann wären Nazis und Polizei zwei Seiten eines Problems, das sich unsere Demokratie nicht leisten darf.

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