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Alles nur Theater?
Heute beginnt in Berlin das alljährliche Theatertreffen der zehn »bemerkenswertesten Inszenierungen« aus dem deutschsprachigen Raum. Es wird ein Festival vorwiegend des Gegenwartstheaters sein. Man könnte sagen: Es findet die olympische Bestätigung einer heftig umstrittenen Entwicklung statt. Denn die deutsche Theaterlandschaft ist seit Jahren ein hässlich-greller Schrei; die Verwahrlosung an bourgeoisem Selbstbewusstsein wurde inständig, unbeirrt und auffällig auf die Bühnen geholt. Gegen eine nahezu klassizistische Beschwörung des guten »werktreuen« Tons. Die Sehnsucht danach ist wahrscheinlich nichts weiter als bürgerliche Feigheit, in den »Spiegel der Zeit« zu sehen. So nämlich bezeichnete Shakespeare das Theater und dessen Sinn.
Wer in jüngsten Jahren ins Theater jüngerer Regisseure ging, der erfuhr, was Hegel jenes »unglückliche Bewusstsein« nannte, das einer »entzweigebrochenen Wirklichkeit« entspricht. Also: dem Blut der Gewaltorgien, der Brutalität des Misshandelns, den Frösten der Entfremdung. Solches Theater, das uns schmutzig macht, das sich nicht einfügt in die Beruhigungswünsche eines entspannungssüchtigen Publikums – es hat den Kampf gegen eine kunstgefühlige Schönheit, die ihre Ruhe haben will, schon gewonnen. Macht das Theatertreffen in diese Richtung Mut?
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