Harzfeuer in der Frontstadt

  • Martin Kröger
  • Lesedauer: 2 Min.

Heftig werden derzeit im Zusammenhang mit dem Ausgang der NRW-Wahl die immer gleichen Klischees über angeblich fundamentalistische Mitglieder der Linkspartei von den Medien kolportiert. Dabei gibt es etwa in Berlin seit Jahren eine mehr als gute Zusammenarbeit. Die erfuhr am vergangenen Wochenende auch die Pressereferentin der SPD-Fraktion, Claudia Sträuble, am eigenen Leib. Bei der Eröffnung des Tempelhofer Flugfeldes hatte Sträuble nämlich ihr Fahrrad dabei, um die enorme Strecke vom Eingang bis zum SPD-Stand zurückzulegen. Nur ärgerlich, dass die Kette sich mitten auf dem ehemaligen Flugfeld verklemmte. GenossInnen des benachbarten LINKE-Standes konnte später das Problem allerdings schnell beheben. Als Dank gab es eine SPD-Frisbee mit der Aufschrift »Für ein gutes Zusammenspiel«.

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So eine Zusammenarbeit steht indes auf Bundesebene noch aus, auch wenn es hin und wieder Treffen von jüngeren Abgeordneten aus beiden Bundestagsfraktionen gibt. Ein großer Schatten bleibt indes beim Thema Hartz IV: Daran erinnert am kommenden 22. Mai ab 15 Uhr die Vize-Vorsitzende der Linksfraktion im Bundestag, Gesine Lötzsch, mit ihrem Team: Insgesamt 400 Tomatenpflanzen der Sorte »Harzfeuer« wollen sie am Ring-Center (S- und U-Bahnhof Frankfurter Allee) verteilen. Damit soll eine schnellstmögliche Überwindung der Hartz-Gesetze eingefordert werden. Übrigens: Die Qualität der Tomaten übertrifft die der Gesetze bei weitem.

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Während die LINKE an diesem Wochenende auf ihrem Bundesparteitag in Ost und West weiter zusammenwachsen wird, unterstellt die Berliner CDU-Abgeordnete Cornelia Seibeld der neuen gesamtdeutschen Partei und einer ihrer Protagonistinnen das gegenteilige Ansinnen: »Senatorin Lompscher steht in der Verantwortung, als Mitglied des Berliner Senats für die Vollendung der Einheit zu sorgen und nicht noch weiter einen Keil in die Bevölkerung zu treiben«, schäumte dieser Woche Seibeld – in bester Manier des alten Westberliner Frontstadtjargons, möchte man anfügen.

Doch was war geschehen? Verbraucherschutzsenatorin Katrin Lompscher (LINKE) hatte am Dienstag bei der Pressekonferenz zum neuen Ladenöffnungsgesetz lediglich von »City-West« und »City-Ost« gesprochen. Grund genug für Seibeld, die altbackene Rhetorik herauszukramen. Dass es sich dabei um ganz normale, geläufige Ortsbeschreibungen handelt, scheint der Unionsabgeordneten auch 20 Jahre nach der Wende entgangen zu sein.

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