Fragwürdige 100 000 Dollar

Armstrongs Geldspende bringt den Weltverband UCI in Erklärungsnot

  • Stefan Tabeling und
  • Lesedauer: 3 Min.

Thomas Bachmann, SID

Schweigegeld oder Spende, Vertuschung oder Verleumdung: Die 100 000-Dollar-Zahlung von Lance Armstrong aus dem Jahr 2005 hat den Radsport-Weltverband UCI in große Erklärungsnot gebracht und den Dopinggerüchten um den siebenmaligen Toursieger neue Nahrung gegeben. Für Dopingexperte Werner Franke ist die Sache jedenfalls klar. »Die UCI hat so viel Dreck am Stecken, da kann man Blumen drauf pflanzen. Es darf niemals Geldbeziehungen zwischen einem Kontrollorgan und zu kontrollierenden Personen geben. Das ist ein unmöglicher Zustand. Die UCI hat alle Glaubwürdigkeit verloren«, sagte der Heidelberger Molekularbiologe.

Unterdessen wollen die US-amerikanischen Behörden ihre Ermittlungen gegen Armstrong und weitere Fahrer seines früheren US-Postal-Teams offenbar ausweiten. Wie die New York Times berichtet, soll dabei wegen möglichen Betrugs oder Verschwörung ermittelt werden. Dabei geht es in erster Linie um die Frage, inwieweit Sponsorengelder zwischen 1996 bis 2004 für Dopingmittel ausgegeben wurden.

Am Dienstag hatte UCI-Präsident Pat McQuaid eingestanden, 2005 eine drei Jahre zuvor vereinbarte Spende Armstrongs in Höhe von 100 000 Dollar erhalten zu haben und dabei von einer bedauerlichen Entscheidung gesprochen. Es habe aber keinen Interessenkonfliktt gegeben: »2002 gab es keine Anschuldigungen gegen Armstrong. Diese wurden erst danach erhoben. Wir haben die Spende akzeptiert, um die Entwicklung des Radsports zu fördern. Meines Wissens hat es nur eine Spende von Armstrong gegeben, nicht zwei oder drei«, ergänzte McQuaid. Für das Geld sei eine Maschine zur Analyse von Blutproben angeschafft worden.

Das Bekanntwerden der Spende Armstrongs birgt Brisanz: In der Vorwoche hatte der Amerikaner Floyd Landis bei seinem umfassenden Dopinggeständnis behauptet, Armstrong habe ihm erzählt, er sei bei der Tour de Suisse 2002 positiv auf das Dopingmittel Epo getestet worden und habe dann ein »finanzielles Abkommen« mit dem damaligen UCI-Chef Hein Verbruggen getroffen, um den Test verschwinden zu lassen.

Dies wies McQuaid entschieden zurück. »Es ist unmöglich, dass die UCI oder ihr früherer Präsident Hein Verbruggen Bestechungsgeld erhalten haben«, sagte der Ire. Meldungen über positive Dopingproben seien nicht nur an die UCI, sondern auch an das Internationale Olympische Komitee gegangen. IOC-Präsident Jacques Rogge sprang seinem Kollegen zur Seite. Es sei nicht möglich, einen positiven Test zu vertuschen. Eine Person könne nicht »entscheiden, eine solche Angelegenheit unter den Teppich zu kehren«, sagte Rogge.

Ein entsprechendes Vorgehen der Labore bestätigte auch Professor Wilhelm Schänzer: »Bis 2004 sind die Meldungen an den jeweiligen Dachverband und das IOC gegangen, danach hat die WADA die Aufgabe übernommen. Die bei uns eingehenden Proben sind generell anonym. Wir wissen die Sportart und ob es sich um einen männlichen oder weiblichen Athleten handelt.« Er halte es aber nicht für ausgeschlossen, dass Manipulation durch Bestechung von Kontrolleuren möglich sei.

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