Kassenmann

Jürgen Windeler wird neuer Leiter des IQWiG-Instituts zur Kontrolle medizinischer Leistungen

  • Fabian Lambeck
  • Lesedauer: 2 Min.

Der Name der Einrichtung klingt alles andere als spannend: Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen – kurz IQWiG. Das im Jahre 2004 auf Anregung der damaligen Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) gegründete Institut verfügt über ein Jahresbudget von 13 Millionen Euro und hat 100 Angestellte. Diese sollen »Nutzen und Schaden medizinischer Maßnahmen für Patienten untersuchen«, also etwa auch die Wirkungen neuer Medikamente und Therapien. Kein Wunder, dass die mächtige Pharma- und Krankenhaus-Lobby hier ihre Interessen bedroht sieht. Der bisherige IQWiG-Chef Peter Sawicki galt als Querkopf, der immer wieder betonte, dass der Nutzen von Medikamenten durch empirische Studien nachgewiesen werden müsse, statt nur festzustellen, dass sie unschädlich sind. Auf Druck der Lobbyisten wurde sein am 31. August auslaufender Vertrag nicht verlängert.

Sein Nachfolger heißt Jürgen Windeler und wurde am Dienstag vom Stiftungsrat und Vorstand des IQWiG zum neuen Leiter gewählt. Da die Entscheidung einstimmig fiel, ist kaum zu erwarten, dass Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) sein Veto gegen die Personalie Windeler einlegen wird. Der zukünftige Institutsleiter gilt als Wunschkandidat der Krankenkassen. Schließlich arbeitete er bislang als stellvertretender Geschäftsführer und leitender Arzt des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen (MdK). Der MdK berät die gesetzlichen Kassen in allgemeinen medizinischen Fragen. Somit ist es schwer vorstellbar, dass Windeler gegenüber der Pharma-Lobby weniger energisch auftreten wird als sein streitlustiger Vorgänger. Denn die Kassen wollen vor allem die Kosten drücken – egal, in welchem Bereich. Und da Pillen alljährlich mit 32 Milliarden Euro zu Buche schlagen, ergibt sich hier ein enormes Einsparpotenzial.

Offenbar versuchten interessierte Kreise, den 53-jährigen Fachmann für evidenzbasierte Medizin in letzter Minute zu verhindern. So wurde vor einigen Tagen die Meldung lanciert, dass der Bremer Pharmakologe Bernd Mühlbauer neuer IQWiG-Chef werden solle. Laut »Spiegel-Online« ein »Versuch, Windeler noch in letzter Minute zu verhindern«.

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